Jugoslawien für Anfänger (m. 50 Bildern)
#1
Hallo zusammen,

nach dem die Möglichkeiten zu reisen sich in den letzten 30 Jahren (oh weh, ist das wirklich schon wieder so lange her?) enorm erweitert hatten, kam ich mit meinen Planungen und Wunschzielen gar nicht mehr hinterher. Irgendwann war mal der Punkt erreicht, wo ich zu dem Schluss kam, schon überall gewesen zu sein und so ergab sich daraus, jetzt mal wo anders hin zu fahren. Aber wo hin? Ahhh, Jugoslawien, da war doch mal was und bis dato hatte ich noch keinen Fuß in das Gebiet dieses inzwischen nicht mehr existierenden Staates gesetzt. Inzwischen schrieb man September 2018, nun wird es aber langsam Zeit.

Also begannen die Planungen und mit der Zeit kristallisierte sich die im folgenden beschriebene Reise heraus. Als Anfängerlektion stand also Slowenien auf dem Programm und so ging es von Cheb über Brno, Wien und Villach nach Ljubljana.

Die Eisenbahn gehört eher zu den kleineren in Europa, der Fuhrpark ist für die Größe aber doch recht abwechslungsreich, sind doch Fahrzeuge aus recht unterschiedlichen Herkunftsländern vertreten. Bei den Besuchen auf dem Hauptbahnhof der Hauptstadt kommen mir immer wieder andere Baureihen vor die Linse, es wird nicht langweilig.

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223 014 bekanntlich deutsch-österreichischen Ursprungs.

[Bild: 310002szljubljana_1s1kxv.jpg]
Ebenfalls hinreichend bekannt ist dieses Gefährt, hier als Miniaturausgabe 310 002.

[Bild: 315207sz563001tiljubl5rj20.jpg]
Unterschiedlicherer Herkunft auf einem Bild geht fast nicht mehr. Links 563 001 von Trenitalia, rechts Gomulka 315 207. Die Schmierereien vor allem auf den älteren Fahrzeuge sind in Slowenien ein großes Problem.

Was dem Tschechen seine (Brigitte) Bardotka ist, ist dem Slowenen seine Brizita (Bardot). 

[Bild: 363005szljubljana_1o4jzh.jpg]
363-005 wurde in die Ursprungsfarbgebung zurück versetzt. Dahinter eine Lok gleicher Bauart in der üblichen Farbgebung. Die Loks sind astreine französische CC 6500.

[Bild: 363032szljubljana_1aqkdg.jpg]
Was ist hier interessanter, das Haus mit der eigenwilligen Architektur oder 363-032?

[Bild: 541012szljubljana_364jbc.jpg]
541-012 unverkennbar österreichischer Herkunft.

[Bild: 643028sz343035szljubljfkpr.jpg]
Mit  643-028 und 643-035 präsentieren sich nochmal zwei Loks französischer Abstammung.

[Bild: 644005szljubljana_1ufjm5.jpg]
Mit 644-005 zeigt sich auch noch was amerikanisches.

[Bild: 713118sz713115sz71312gjjuj.jpg]
Ihre Ähnlichkeit zum deutschen 614 können 713-118, 713-115 und 713-121 nicht verleugnen. Auch hier wieder das Graffitiproblem deutlich sichtbar.

[Bild: 541106sz363003szljubl1rjwt.jpg]
Reichlich übermotorisiert kommt mir hier der abendliche IC nach Koper vor die Linse. Mit den drei Wagen haben 541-106 und 363-003 keine Mühe. Der Grund für die Doppelbespannung dürfte sein, dass man in Koper dringend Loks für Güterzüge braucht und dafür auf der eingleisigen Koperrampe nicht genügend freie Trassen zur Verfügung hat.

Nun haben wir erst mal einen guten Überblick über die verschiedenen Fahrzeugtypen und streifen nun durch das Land Richtung Norden und Osten.

Ein Ausflug führt mich in die zweitgrößte Stadt des Landes, nach Maribor.

[Bild: 312020sz711016szmaribjpki3.jpg]
Beide Fahrzeuge können ihre deutsche Herkunft nicht verleugnen. Während rechts 312-020 auch in Slowenien mittlerweile zur Landplage geworden ist, erinnert 711-016 an die in Deutschland längst ausgemusterte Baureihe 624 

[Bild: 342022szmaribor_180kk9.jpg]
Mit einem EC von Wien nach Ljubljana fährt "Moped" 342-022 in Maribor ein.

[Bild: 813020celje_1hxk7h.jpg]
Südlich von Maribor befindet sich der Eisenbahnknotenpunkt Celje. 813/814-020 kann seine italienische Abstammung nicht verleugnen. In Celje wird mir zum ersten Mal die offensichtliche Konzeptlosigkeit der SZ bewusst. Nach meinen Beobachtungen handelt es sich zum Zeitpunkt meines Besuches in Slowenien um den modernsten Bahnhof in ganzen Land. Von elektronischen Fahrplanmedien scheint man aber noch nichts gehört zu haben. Hat man wohl bei der Modernisierung vergessen.

Etwa auf halbem Weg zwischen Ljubljana und Maribor befindet sich der Bahnhof Zidani Most, der bei Eisenbahnfans ja schon wegen seiner beengten Lage hinreichend bekannt ist. 
[Bild: szzidanimost312128szm3jbj.jpg]
Ganz links fließt die Save und rechts geht es sofort den Felsen hoch. Dazwischen wurde der Bahnhof gequetscht. Schauen wir diesen einmal näher an, es gibt einige interessante Situationen zu entdecken. Wir blicken hier in Richtung Ljubljana.

[Bild: 342025szzidanimost_1z0k28.jpg]
Eine Drehung um 180° und der Blick geht an die östliche Einfahrt. Hier fährt gerade "Moped" 342-025 mit einem Nahverkehrszug aus Dobova ein. Links, außerhalb des Bildes, zweigt die Strecke nach Maribor ab. Der von Dobova kommende Zug ist bis hierher im Rechtsverkehr gefahren. Bereits im Einfahrbereich wechselt er aber nun die Seite um weiter in die Hauptstadt im Linksverkehr zu fahren. 

[Bild: 713112szsevnica_39ojqt.jpg]
Zwischen Zidani Most und Dobova, dem Grenzbahnhof zu Kroatien, befindet sich Senica. Hier 713-112, weil es so schön ist ohne Verunzierungen.

Über eine Nebenbahn geht es nach
[Bild: 713112sztrebnje_1uxk47.jpg]
Trebnje. Nein, der Zugbegleiter macht keine gymnastischen Übungen, sondern er gibt das Zeichen "Bremsen anlegen", die Wendebremsprobe die in einem solchen Fall bei uns üblich ist, kennt man hier nicht.

Weiter östlich liegt der Knotenbahnhof Novo Mesto

[Bild: 644016sznovomesto_1lokqa.jpg]
Hier präsentiert sich 644-016 in voller Breitseite.

[Bild: 713101sz644016sznovomr7j2w.jpg]
Mini-614 alias 713-001 in Novo Mesto

Slowenien ist das Land der Denkmalloks, in keinem Land sah ich bisher so viele Lokdenkmäler. Jeder halbwegs nur im Ansatz wichtige Bahnhof kann mit einem solchen aufwarten. Der Unterhaltungszustand geht dabei von Top bis na ja, so lala.

[Bild: 644018szjz25019novomeqzjun.jpg]
25-019 gehört eher zu letzterer Kategorie. Im Hintergrund wartet 644-018 auf neue Taten.

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732-178 hat gerade Rangierpause.

Von Ljubljana nach Norden führt eine Nebenstrecke nach Kamnik-Graben. Es ist die einzige Strecke in Slowenien, welche so was ähnliches wie einen Taktverkehr aufweisen kann. Trotzdem wird hier wieder die schon angesprochene Konzeptlosigkeit der SZ deutlich. Obwohl die Strecke durch recht dicht besiedeltes Gebiet führt und die Hauptstadt mit einem touristisch interessanten Gebiet verbindet, ruht Samstags und Sonntags der Verkehr vollständig. 

[Bild: 713119szkamnikgraben_miji0.jpg]
713-119 verläßt den Endbahnhof Kamnik-Graben Richtung Ljubljana. Der Triebwagen ist ausnahmsweise mal nicht mit Graffiti verunziert sondern trägt Ganzwerbung für einen Ausflug in die Julischen Alpen.

[Bild: 713118szkamnik_1arjk8.jpg]
713-118 verlässt den Bahnhof Kamnik in Richtung Kamnik-Graben. Schaut man sich die Landschaft etwas näher an, könnte das Bild auch irgendwo in Oberbayern entstanden sein und dokumentiert so die Zugehörigkeit Sloweniens zum Alpenraum.

Nun mache ich einen Standortwechsel, es geht weiter nach Süden, aber nicht auf dem kürzesten Weg sondern über die bekannte Wocheinerbahn. Leider konnte ich während dieser Fahrt keine Bilder machen, spätestens ab Jesenice fing es an zu schütten und dies die gesamte Fahrt bis kurz vor Nova Gorica. Schade, da hat man schon mal einen Zug bei dem man die Fenster öffnen könnte.
In Jesenice wieder eine Kostprobe der Planlosigkeit bei der SZ. Es ist Samstagvormittag, Ausflugsverkehr Richtung Wocheinerbahn, außerdem steht der EC nach Frankfurt auf dem Programm. Der Fahrkartenschalter hat geschlossen, am Nachmittag dann, wenn nichts mehr los ist, wird geöffnet.

Wie durch ein Wunder hörte es kurz vor Nova Gorica auf zu regnen und so konnte man dort wenigstens wieder fotografieren.

[Bild: 33-037sznovagorica_01drjnn.jpg]
Der samstägliche Touristenzug mit 33-037 hatte gerade Mittagspause. Hinter der Lok ein "Centoporte" italienischer Bauart.

Am Bahnhof auch hier die schon obligatorische Denkmallok
[Bild: jz118-005novagorica_38qjz7.jpg]118-005, unverkennbar eine Italienerin. Ist auch kein Wunder, denn

[Bild: sznovagorica_17yjxc.jpg]
der Bahnhof liegt ja fast in Italien. Während sich das Gebäude in Slowenien befindet, stehe ich bereits außerhalb des Forengebietes. Der italienisch-slowenische Grenzverlauf ist in dem Kreisel markiert.

[Bild: 813026sznovagorica_3rkjru.jpg]
Sieht aus wie Abstammung 614/628, ist es aber nicht. Das ist ein modernisierter Italiener der Baureihe 813. Die modernisierte Version sind  die 813.1. 814 ist die Baureihenbezeichnung der dazugehörigen Steuerwagen mit gleicher Ordnungsnummer.

Mein nächstes Ziel ist Sezana, von wo ich die nächsten Tage mein Unwesen treiben werde.

[Bild: 813034sezana_2i7jes.jpg]
In Sezana nochmal die Ursprungsversion 813/814, ganz ohne Graffiti, allerdings nur auf dieser Seite.

Sezana ist Grenzbahnhof zu Italien entsprechend stark der Güterverkehr

[Bild: 12169212016903ltesezay0jo9.jpg]
1216 921 und 2016 903 von LTE mit einem Zug nach Villa Opicina. Die gemischten Traktionen sind z.T. wegen der etwas schwachen Stromversorgung auf slowenischen Strecken notwendig. Besonders deutlich wird das auf der Koperrampe. Diese stellte mich, wenn auch aus anderen Gründen, vor größere Probleme bei meinen Reiseplänen.

Wenn man schon mal in der Gegend ist, sollte eine Fahrt auf dieser Strecke absolviert werden. Aber das leichter gesagt als getan. Auf der Strecke Divaca - Koper verkehren lt. SZ-Fahrplan fünf Zugpaare täglich. Da man aber jede freie Trasse für den Güterverkehr braucht, werden vier Zugpaare geopfert und als Bus gefahren, bleibt also noch ein Zugpaar, welches von der Fahrplanlage völlig ungeeignet ist. Einziger Lichtblick ist der Sonntag, da verkehrt nämlich am Spätnachmittag noch ein weiteres Zugpaar für Wochenpendler Richtung Hauptstadt. Da ich aber keine Lust habe, mit dem Zug nach Koper zu fahren und gleich wieder zurück, muss eine andere Lösung her und die hatte es in sich. So begann eine kleine Odyssee.

Am Sonntagvormittag gibt es von Sezana einen Zug nach Villa Opicina welcher einen günstigen Busanschluss nach Trieste hat. Allerdings brachte es die SZ fertig, am Sonntagvormittag von Ljubljana nach Sezana gleich mal mehr als 30 Minuten Verspätung zu fabrizieren, der Bus war natürlich weg. Kein Problem, ca. 20 Minuten stadteinwärts ist eine Bushaltestelle mit ständigen Verbindungen nach Trieste. Allerdings haben die römischen Götter einer Busfahrt den vorherigen  Erwerb eines Busfahrscheines vorausgesetzt, beim Fahrer gibt es so etwas nicht. Also erst mal eine Kaufmöglichkeit gesucht, welche dann auch in einem Tabakgeschäft gefunden wurde und wieder zurück zur Bushaltestelle. Die allseits bekannte Tramway nach Trieste hatte seit längerer Zeit wegen Bauarbeiten mal wieder Betriebsruhe und hat sie Stand heute, immer noch. Man ist ja schließlich in Italien.

Also gut, dann mit dem Stadtbus nach Trieste runter und erst mal eine ausgiebige Stadtbesichtigung gemacht. Von Trieste nach Koper sind es ca. 35 km, es gibt eine Buslinie, betrieben vom slowenischen DB-Ableger ARRIVA, welche im Stundentakt verkehrt. Aaaaber, wir haben heute Sonntag, somit Betriebsruhe.
Einzige Verbindung ist ein Fernbus eines in unseren Kreisen nicht so sehr beliebten Anbieters, für die ich mir zähneknirschend ein Ticket zu 18€ (für 35 km!) kaufe. Sage noch einer, das ist ein Billigheimer.

Letztendlich komme ich also doch noch nach Koper und bummle durch die sehenswerte Stadt um dann rechtzeitig wieder am Bahnhof zu sein. Dort kaufe ich mir meine Fahrkarte nach Sezana und stelle fest, dass der Fahrkartenschalter von sehr früh bis sehr spät geöffnet hat. Für fünf Züge am Tag, auch wenn davon vier als Bus verkehren. Habe ich schon erwähnt, dass ich oftmals den Verdacht hatte, die SZ habe keinen Plan?

[Bild: u37szkoper_1wfj5v.jpg]
Auch in Koper gibt es die obligatorische Denkmallok, hier in Form einer Schmalspurbaureihe U welche an die Strecke Trieste - Portoroz erinnern soll.

Inzwischen ist auch der Triebwagen eingetroffen, der mich die Rampe bergaufwärts bringen soll.

[Bild: 312008szkoper_2d4j19.jpg]
312-008 wartet auf seine Fahrgäste.

Mit diesem Gefährt zeigt sich ein weiteres Dilemma. Der Triebwagen ist mit Ganzwerbefolie verunziert welche den Blick nach außen komplett versperrt. Grrrrrrr.

[Bild: 363020szsezana_1qajxf.jpg]
363-020 kann nach meiner Ankunft in Sezana dann mein Herz doch wieder etwas erwärmen.

Von Sezana aus sind auch noch zwei Grenzübergänge nach Kroatien gut zu erreichen und so werden diese unter die Räder genommen, aber auch hier sind wieder Nerven gefragt.

Zunächst geht es über Pivka nach Rijeka, der Kurswagenteil aus München bringt mich dorthin.

Viel ist dort nicht los, der Fahrplan ließ auch nichts anderes erwarten.

[Bild: 1141010hz1141102hzrij28koe.jpg]
1141 010 und 1141 102 mit einem Güterzug

[Bild: 6111005hzrijeka_1iuju3.jpg]
6111 005 mit einem Nahverkehrszug welcher in keinem Fahrplan stand

und
[Bild: 1141389hzrijeka_24okja.jpg]
1141 389, welche mich wieder zurück Richtung Slowenien bringen wird.

Allerdings nur bis zum Grenzbahnhof Sapjane, wo sie von einer slowenischen Lok abgelöst wird.

[Bild: 1141389hz342022szsapj3wj79.jpg]
Hier findet der Lokwechsel noch nach dem klassischem Verfahren bei Systemwechsel statt. 1141 389 wird von der slowenischen 342 022 in den Wechselstromteil zurück geschubst und fährt Lz wieder nach Rijeka. Der Grenzbahnhof Sapjane sah zum Zeitpunkt meines Besuches ganze zwei Zugpaare pro Tag, inzwischen hat sich die Anzahl halbiert.

Zurück in Slowenien empfängt mich im Grenzbahnhof Illirska Bistrica eine weitere Denkmallok, diesmal in elektrischer Ausführung

[Bild: jz361106ilirskabistri5hj0m.jpg]
361-106 unverkennbar eine italienische E 626.

In der Gegend der wohl durch seine Höhlen bekannteste Ort, ist Postojna.

[Bild: 193822ltepostojna_2nmjok.jpg]
Der Bahnhof liegt in einer recht engen S-Kurve, dementsprechend eng beieinander stehen die Quertragwerke der Oberleitung. So ist es unvermeidlich, dass man quasi immer in einen Wald von Masten hin fotografiert. 193 822 von LTE legt in Postojna einen Zwischenhalt ein.

Vor dem Bahnhof wiederum die obligatorische Denkmallok, auch hier wieder italienischen Ursprunges. Kein Wunder, gehörte die Gegend doch immer wieder mal zu Italien.

[Bild: fs740.121postojna_1a3krz.jpg]
FS 740.121

Nun geht es zum nächsten Knotenpunkt, nach Divaca, auch hier wieder ein Lokdenkmal von dem ich den Eindruck hatte, es ist das bestgepflegteste in Slowenien gewesen.

[Bild: jz28-006divaca_1y9k96.jpg]
28-006, eine Gölsdorf-180er.

[Bild: 363004szdivaca_1xqjeu.jpg]
363-004 sollte mit ihrem IC eigentlich aus Koper kommen, wurde jedoch aus den bereits genannten Gründen durch einen Bus ersetzt und erwartet nun ihre Fahrgäste in Divaca.

In Divaca mache ich aber noch aus einem anderen Grund Station, von hier fährt noch zweimal am Tag ein Zug in den kroatischen Grenzbahnhof Buzet. Aber hier zeigt sich auch wieder die Planlosigkeit der SZ. Der Zug wird bereits seit einigen Tagen wegen Bauarbeiten durch einen Bus ersetzt. Der Buschfunk vermeldete dies auch für diesen Tag, am Vormittag wurde er im SEV gefahren. Ich stehe vor der elektronischen Abfahrtafel und traue meinen Augen nicht, der Zug ist tatsächlich als solcher angezeigt, während er auf der Website der SZ sich weiterhin tapfer als Gummieisenbahn hält. Ja was jetzt? Jetzt wird es spannend.

Und tatsächlich
[Bild: 711013szdivaca_44aj3u.jpg]
711-013 macht sich für die Fahrt nach Buzet bereit. Nix wie hin.

[Bild: 711013szbuzethr_1mske5.jpg]
Im kroatischen Grenzbahnhof muss es schnell gehen. Aussteigen schnell ein Foto, einsteigen und schon geht's wieder zurück. Der zum Bahnhof gehörige Ort liegt in einem Talkessel ca. 250 Höhenmeter tiefer.

Die Strecke ist ähnlich spektakulär wie die Koperrampe.

[Bild: 711013szbuzethr_470kjh.jpg]

Waren wir auf der Hinfahrt ganze fünf Reisende, so habe ich nun den Zug für mich alleine.

[Bild: szrakitovec_1w8j8q.jpg]
Im slowenischen Grenzbahnhof erwartet uns wieder die freundliche Grenzpolizistin, erkennt mich von vorhin, lacht, winkt ab und verzieht sich wieder in ihren Dienstwagen.

Natürlich geht es nochmal an die Strecke Richtung Koperrampe. Allerdings habe ich hier etwas Pech. Zwar rollt der verkehr ordentlich, aber nahezu drei Stunden aus der falschen Richtung gegen die Sonne. Außerdem habe ich eine Begegnung mit einem lebenden Gartenschlauch in Form vermutlich einer Aspisviper, welche mir einen gehörigen Schreck einjagt und bei mir für die nächste Zeit für verschärfte Vorsichtsmaßnahmen sorgt.

[Bild: 363001szdivaca_2mojev.jpg]
363-001 kommt als eine der weinigen aus der "richtigen" Richtung und fährt nach Koper.

[Bild: 541002szdivaca_1htjec.jpg]
541-002 kommt mit ihrem Autozug von Koper herauf

[Bild: 664102szdivaca_1m7kym.jpg]
hinten schiebt 664-102

und dann auch noch das hier
[Bild: 711013szdivaca_54ak5e.jpg]
gestern Vormittag fuhr er noch als Bus, Nachmittag als Zug (mit mir als Fahrgast) und heute (es ist Vormittag) nun auch als Zug. Auf der Website hält er  immer noch die Stellung als Bus. Hab ich euch schon mal erzählt, dass die SZ.......... (ah ja, hab ich glaub ich schon).

Eigentlich wollte ich noch mal einen Ausflug auf die Wocheinerbahn machen, nachdem meine Fahrt ein paar Tage vorher buchstäblich ins Wasser fiel.
Aber der geniale Fahrplan der SZ macht alle Planungen zunichte. Für eine Strecke von 110 km(einfach) wären hin und zurück 9 Stunden fällig gewesen. Nun plante ich eine Teilstrecke mit dem Bus ein, aber auch hier Fehlanzeige. Busfahrpläne am Busbahnhof Sezana gibt's nicht, elektronische Auskunft erst recht nicht. Also am Schalter gefragt ob es eine Möglichkeit gibt, am Nachmittag von Nova Gorica nach Sezana zu kommen. Ja gibt es, aber ca. 30 Minuten bevor der Zug aus Richtung Jesenice ankommt und dies ist  ca. 15 Uhr die letzte Fahrmöglichkeit des Tages, an einem Werktag! Auch die Fahrmöglichkeiten mit dem Zug nehmen zu diesem Zeitpunkt im ganzen Land rapide ab, hier werden bereits am Nachmittag die Gehsteige, oder besser die Bahnsteige, hochgeklappt.

[Bild: 563001tisezana_3bxj3c.jpg]
563 001 von TI als Eilzug Ljubljana - Trieste in Sezana.

Fazit: Schöne Landschaft, interessante Eisenbahnfahrzeuge aber katastrophale Fahrpläne. Für mich ein absoluter Tiefpunkt des öffentlichen Verkehrs in Mitteleuropa. Sollte ich nochmal dorthin kommen und es hat sich diesbezüglich nichts wesentlich geändert, dann nur mit dem Auto, auch wenn mir das zu wider ist, aber in diesem Fall geht es einfach nicht anders.

Passt gut auf euch auf und bleibt gesund
Karlheinz
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#2
Wie schön, ich bin ja ein großer Fan von Slowenien, insbesondere von Ljubljana und den Landschaften um Maribor. Schöne Bilder! Schade wegen der negativen Erfahrungen, aber so kann es auch mal kommen... Bleibt gesund.
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#3
Hallo allerseits,

da hab ich ja gerade ein schönes Forum entdeckt! Toller Beitrag, als Italiener mache ich noch ein paar kleine Anmerkungen

-Der ETR 563 wird sehr oft, auch hier in Italien, als "von Trenitalia" angegeben. Dem ist nicht so, denn die Züge wurden von der Region Friuli Venezia Giulia gekauft (Trenitalia hätte wohl kaum 8 Züge bei CAF gekauft), sind bei der regionalen Privatbahn FUC (Ferrovia Udine-Cividale) eingestellt und von Trenitalia nur betrieben (Deswegen die "irreführenden" Trenitalia-Aufkleber). Ist nur eine Kleinigkeit, aber wo ich es schon sah...

-Die italienischen Dampfloks sind insgesamt 4, 3 in Slowenien und 1 in Kroatien, und haben niemals der JZ gehört. Es handelte sich um einen Tausch, der (wenn ich mich recht erinnere 1981) stattgefunden hat, FS und JZ tauschten je 4 Dampfloks für die Museen Ljubljana und Triest. Die jugoslawischen Loks sind nach wie vor im Museum Triest, die italienischen wurden stattdessen alle als Denkmalloks aufgestellt. Es handelt sich um:

FS 625.107, gebaut 1914 von C.M. Saronno (Filiale der Maschinenfabrik Esslingen), steht in Smartno ob Paki
FS 740.121, gebaut 1914 von OM Neapel, steht in Postoijna
FS 835.040, gebaut 1908 von Breda, steht in Pula (Kroatien)
FS 940.015, gebaut 1922 von OM Neapel, steht in Nova Gorica

-25-019 hat dagegen einen weit stärkeren Italienbezug, denn es ist zwar eine waschechte Floridsdorferin von 1920, welche als kkStB 270.150 bestellt war, aber wegen den Kriegsfolgen von der kkStB nie abgeholt wurde. Über eine Finanzgesellschaft kam sie erst 1926 als verspätete Reparationsleistung nach Italien zur FS und wurde dort zur 728.014. 1945 von Jugoslawien behalten, kam sie zur JZ und wurde nach 1978 in Novo Mesto zum Denkmal.

-Die E-Lok 361.106 ist die frühere E.626.077 der FS, die ebenfalls 1945 in Jugoslawien blieb, und seit 2011 den Bahnhof Illirska Bistrica schmückt.

Hoffe etwas Interessantes beigetragen zu haben, danke nochmals für den schönen Beitrag, der mir schöne Erinnerungen wachgerufen hat!

LG

Romano
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