Eisenbahngesetz verabschiedet (m. 1 Link)
#1
Guten Nachmittag werte Leser,

bei dem Wetter sollte man eigentlich durch Böhmen stromern ... na ja, aber es gibt ja noch anderweitige Zerstreuung - Beitrag vom 13.09. - "Das Eisenbahngesetz wurde verabschiedet. Es führt einen einheitlichen Tarif ein, hinsichtlich der Anschlussgleise marschierten die Abgeordneten gegen das Ministerium."

Das Abgeordnetenhaus hat heute die große Novellierung des Eisenbahngesetzes verabschiedet. Zu den wesentlichen Neuigkeiten gehört die Einführung des Systems eines einheitlichen Tarifs der Eisenbahnfahrkarten. Jeder beliebige Betreiber wird so in der Lage sein eine Fahrkarte von wo auch immer wohin auch immer  zu verkaufen, die Einnahmen werden dabei gemäß Nutzung der Verbindungen durch Reisende aufgeteilt . Das Ministerium rechnet mit der Einführung des Systems im Dezember nächsten Jahres. Die Novellierung des Gesetzes wird noch von den Senatoren erörtert und der Präsident wird es unterschreiben.

"Derzeit müssen sich die Reisenden im Falle eines Umstiegs zwischen Verbindungen verschiedener Betreiber mehrere Tickets kaufen. Das System des Einheitstarifs dürfte das Reisen deutlich vereinfachen. Die Reisenden kaufen sich kurzerhand ein Fahrkarte und werden sich einfach in den Zug setzen können, der zuerst fahren wird, ohne Rücksicht auf den Betreiber," sagte Verkehrsminister Vladimír Kremlík.

Das System des Einheitstarifs besteht darin, dass die Betreiber den vorgegebenen nationalen Tarif anerkennen müssen, gleichzeitig werden sie auch einen anderen Preis anbieten können und das z.B. bei Fahrkarten, die bei einem anderen Betreiber nicht gelten werden. Die kommerziellen Preise werden nicht über den Rahmen der Preisregulierung begrenzt. Über die vorgeschlagenen Tarife schrieb zdopravy schon letztes Jahr.

Der Aufbau und 5 Jahre Betreiben des Systems des Einheitstarifes dürfte laut Ministerium 254 Mio. Kronen kosten. Von diesen Kosten belaufen sich die Kosten für den Aufbau des Systems auf einen Anteil von 109 Mio. Kronen. Das System werden alle Betreiber nutzen können, die auf Basis von Bestellungen des Staates oder der Regionen fahren. Alle Informationen über die Universalfahrkarte gibt es im Netz unter https://www.oneticket.cz/.

Teil der Novellierung des Eisenbahngesetzes ist gleichzeitig das leichtere Fällen von Bäumen im Umfeld der Bahn. Der Betreiber der Bahnen, vor allem SŽDC (neu SŽ), wird das Recht haben Bäume zu beseitigen, die die Sicherheit oder den Ablauf des Eisenbahnverkehrs gefährden. Das Gesetz ermöglicht neu der SŽ auch die Betreiber aus Kapazitätsgründen die Vereinigung von Zügen zu einem einzigen anzuweisen.

Für die Güterverkehrsbetreiber war die Klärung des Status der Anschlussgleise wieder der Schwerpunkt. Laut dem Verband der (Eisenbahn-) Güterverkehrsbetreiber ŽESNAD.CZ droht - im Falle ihrer eindeutigen Erklärung als öffentlich - der Untergang der Anschlussgleise. Man sagt, die Eigentümer würden sie lieber mit Asphalt zugießen lassen, als anspruchsvollen Verwaltungsaufwand zu erfüllen, z.B. in Gestalt der Verordnung über die Bahn oder Koordination von Kapazitäten. Darüber hinaus sagt man, dass es zu einem Eingriff in die Eigentumsrechte käme.

Kremlík hingegen behauptete bei der Aufnahme der Verhandlungen, dass eine Regelung gemäß der Vorstellungen der Betreiber gegen Europäische Richtlinien ginge und dem Staat dafür eine Strafe von der EU droht. "Mit ihrer Annahme würde die neue rechtliche Regelung nicht konform mit dem Recht der EU sein, wobei in einem solchen Fall der Tschechischen Republik von Seiten der EU-Kommission real die Einleitung eines Verfahrens für Verstoß gegen Recht der EU drohen würde, die in ihrem Ergebnis dann mit Sanktionen hinterlegt sein könnte," sagte Kremlík.

Die Abgeordneten aber gaben den Güterverkehrsbetreibern recht und überstimmten Kremlík. Die Definition der Öffentlichkeit oder Nichtöffentlichkeit der Anschlussgleise regelten sie im Gesetzgebungsverfahren und haben es heute verabschiedet. Im Detail und in Zusammenhängen erläuterte dies vor kurzem der Rechtsanwalt von ŽESNAD.CZ, Tomáš Tyll, den Lesern von zdopravy, dessen Auslegung heute im Abgeordnetenhaus einen Sieg über die Anwälte des Ministeriums feierte.

Das verhandelte Gesetz wird auf http://www.psp.cz/sqw/historie.sqw?o=8&t=326 veröffentlicht, bisher gibt es aber keine Endfassung vor Entsendung an den Senat nach allen Änderungen. Einige Änderungen sind detaillierter in den Steno-Protokollen http://www.psp.cz/eknih/2017ps/stenprot/...118.htm#r2 des Abgeordnetenhauses erläutert.

Link zu zdopravy

Grüße vom

Prellbock
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#2
Moin!

Wenn ich alles richtig gedeutet habe, dann ist die Sache mit dem Einheitsfahrschein leider nicht so ganz einheitlich. So soll dieser Enheitsfahrschein nur bei den Zügen gelten, die vom Staat bestellt sind. Sprich, wer mit einem EVU fährt, welches eigenwirtschaftlich betriebene Züge fährt, darf doch auch extra zahlen.

Gruß, Jürgen.
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#3
Spejbl, das hatte ich auch zunächst so verstanden. Ich glaube aber, es wird nur etwas missverständlich ausgedrückt. Die eingerichtete Internetseite https://www.oneticket.cz/en stellt alle Informationen diesbezüglich auch in englischer Sprache zur Verfügung.

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Dort steht im Original auf Englisch:

Who will get the most from OneTicket?
OneTicket is a ticket for all, though it’s especially valuable to those who need simplicity and flexibility.
1
On routes with multiple competing rail carriers, OneTicket is accepted by all of them.
2
Simply take the first available train.
3
When you need to connect from one carrier to another, you don’t need to buy multiple tickets.
4
When you are traveling as a group or when you need special assistance, OneTicket helps you arrange everything in one place.
OneTicket is also available as a season pass, either for a single route, or for the entire Czech rail network. Options range from 7 to 365 days of validity and you don’t need a special card – passes work exactly the same as single tickets.


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Eigene Übersetzung AUF DEUTSCH:

Wer wird vom OneTicket profitieren?
OneTicket ist ein Fahrschein für alle, allerdings ist er besonders wertvoll für diejenigen, die es einfach/simpel und flexibel benötigen...
1
Auf Strecken mit mehreren, miteinander konkurrierenden Zuganbietern, wird das OneTicket von allen Anbietern akzeptiert.
2
Nimm einfach den erstbesten Zug.
3
Wenn du von einem Anbieter zu einem anderen umsteigen muss, musst du keinen weiteren Fahrschein kaufen.
4
Wenn du mit einer Gruppe reist oder wenn du besondere Assistenz/Hilfe benötigst, hilft dir OneTicket dabei, alles "an einem Ort" zu arrangieren.
OneTicket ist auch als Saisonpass erhältlich, entwder für eine einzelne Strecke oder für das gesamte tschechische Streckennetz. Optionen "gehen" von 7 - 365 Tagen Gültigkeit und du benötigst keine besondere/weitere Karte - Pässe (Passes) funktionieren genau so wie ein einfacher Fahrschein.

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Was ich allerdings bislang vermisse ist die Aussage, ob ich dieses OneTicket auch beim Schalter der České dráhy erwerben kann. Oder habe ich das nur übersehen?

Da diese Seite zukünftig von enormer Bedeutung sein wird, was eine Reise mit der Bahn in/durch Tschechien anbelangt, erlaube ich mir mal, sie als wichtig einzustufen. So ist gewährleistet, dass der Beitrag "oben angeheftet" bleibt, damit man ihn auch in über einem Jahr, wenn es relevant wird, leicht wiederfinden kann. Ich sehe das schon als eine maßgebende Entscheidung für die Bahnen an. Wenn ich allerdings vehemente Kritik dafür ernte, mache ich den Schritt gerne wieder rückgängig. Smile
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  • Donnersberg
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#4
Was ich allerdings bislang vermisse ist die Aussage, ob ich dieses OneTicket auch beim Schalter der České dráhy erwerben kann

In den FAQ heißt es :

Na nádražích a ve vlacích budou OneTicket prodávat jednotliví dopravci jako dosud – podpora platebních karet postupně roste, ale zatím není celoplošná. Seznam prodejních míst a informace o možnosti platby kartou bude uveřejněn na webových stránkách. Při nákupu přes internet je platba kartou samozřejmostí.

Auf den Bahnhöfen und in den Zügen werden das OneTicket die einzelnen EVU wie bisher verkaufen - die Anerkennung von Geldkarten wächst stufenweise, aber einstweilen ist sie noch nicht flächendeckend. Ein Verzeichnis der Verkaufsstellen und eine Information über die Möglichkeit zur Kartenzahlung wird auf den Internetseiten veröffentlicht. Beim Kauf übers Internet ist eine Kartenzahlung eine Selbstverständlichkeit.

Ansonsten ist es richtig, dass das OneTicket nur für Züge im öffentlichen Auftrag vorgesehen ist. Den Privaten ist es freigestellt, ob sie sich dem System anschließen oder nicht.
Gruß aus Weixdorf vom Bahnsteig
Seid nett zueinander  Heart
T
T
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#5
Hallo!

Bei Radio Prag war dieser Tage auch ein Artikel zu diesem Thema. Auch da ist nur von einer Nutzung innerhalb bestellter Verkehre die Rede.
Siehe hier: https://www.radio.cz/de/rubrik/wirtschaf...lle-bahnen

Gruß, Jürgen.
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#6
Ahoj,

na so viel eigenwirtschaftliche Verkehre gibt es in Tschechien nun auch nicht. Das sind aktuell der Supercity Pendolino im Abschnitt östlich von Prag (nicht die Verlängerung nach Westen als Intercity, das ist bestellter Fernverkehr), außerdem aktuell alle LeoExpress-, RegioJet- und Arriva-Express-Züge.

Ab dem 15.12.2019 gibt es aber auch bestellte LeoExpress-Züge im Nahverkehr auf den Strecken 024 und 025, bestellte RegioJet-Züge zwischen Brno und Bohumin und jede Menge Arriva-Züge im bestellten Regional- und Fernverkehr. Das neue Einheits-Ticket wird - allerdings erst ein Jahr später - für all diese bestellten Verkehre greifen.

S přátelským pozdravem

Zamračená
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