Untergegangene Strecken : Jindřichovice pod Smrkem
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Die Serie Verschwundene Strecken führt uns ins tschechisch-polnische bzw. preußische Grenzgebiet. Wir schauen uns einen grenzüberschreitenden Abschnitt der Königlich Preußischen Bahn an, der nach dem Ende des 2. Weltkriegs verwaiste.

Auf der preußischen Seite der Grenze wurde viel früher mit dem Bau der Eisenbahn begonnen als auf der tschechischen Seite. Bereits 1884 nahmen die Staatseisenbahnen die Strecke von Greiffenberg nach Friedeberg, nach den heutigen polnischen Namen von Gryfów Śląski nach Mirsk, in Betrieb. Im Jahr 1897 wurde die Strecke von Friedeberg nach Meffersdorf, d.h. von Mirsk nach Pobiedna, eröffnet.
In Österreich-Ungarn kamen die Friedländer Kreisbahnen erst um die Jahrhundertwende in Gang. Im Jahr 1900 erhielt das Unternehmen die Konzession für den Bau einer Normalspurbahn von Frýdlant in Böhmen nach Jindřichovice pod Smrkem. Innerhalb von zwei Jahren mussten die Züge darauf fahren, was sie auch taten.
Es galt nur noch, das preußische und das tschechische Eisenbahnnetz miteinander zu verbinden, denn die Endstationen lagen etwa viereinhalb Kilometer auseinander. In einem Staatsvertrag vom November 1902 verpflichtete sich Österreich-Ungarn, Preußen eine Konzession zum Bau einer Eisenbahn auf seinem Gebiet zu erteilen. Preußen versprach im Gegenzug, die Züge von Greiffenberg aus zu betreiben.
Die Fahrgäste, zumeist Touristen, mussten während der gesamten Dauer der grenzüberschreitenden Verbindung in Jindřichovice umsteigen. Warum? Die Deutschen haben uns schwere Dampflokomotiven geschickt, aber die tschechische Strecke wurde nicht für sie gebaut.

    Tschechisch-Polnisch-Deutsches Glossar der Bahnhofsnamen

    Jindřichovice pod Smrkem - Heinersdorf an der Tafelfichte

    Pobiedna - Meffersdorf

    Wygnańsk Zdrój - Wigandsthal-Bad Schwarzbach

    Wolimierz - Volkersdorf
  
    Mirsk - Friedeberg

    Gryfów Śląski - Greiffenberg (Schlesien)

    Świeradów-Zdrój - Bad Flinsberg

    Legenden vom Ende des Verkehrs

Am Ende des Zweiten Weltkriegs wurde der Verkehr zwischen Friedeberg und Jindřichovice eingestellt. Die Strecke wurde beschädigt, aber nicht so stark, dass sie nicht bald hätte repariert werden können. Das deutsche Territorium war in polnische Hände übergegangen, und nach einer tschechischen Legende hatten die Polen kein Interesse daran, die Verbindung wiederherzustellen.
Aber die polnische Legende ist wesentlich interessanter. Die Tschechen sollen in den ersten Tagen der Freiheit im Schutze der Nacht sechs deutsche Lokomotiven vom Bahnhof Pobiedna, bis vor kurzem Meffersdorf, gestohlen haben. Und um ihre Rückkehr nach Polen zu verhindern, rissen sie die Gleise hinter sich heraus.
In einem Dokument von 1957 über den Zustand der Strecke zwischen Jindřichovice und der Staatsgrenze heißt es jedoch, dass die Gleise auf der gesamten Länge verlegt waren. Erst im Frühjahr desselben Jahres wurde mit dem Abbau der Anlagen begonnen. Allenfalls hatten die Widerstandseisenbahner 1945 noch auf fremdem Territorium die Gleise herausgerissen.
Auf jeden Fall haben die Polen vor kurzem mit dem Wiederaufbau des Streckenabschnitts zwischen den Bahnhöfen Gryfów Śląski, Mirsk und Świeradów-Zdrój begonnen. Sie sprechen auch viel darüber, dass sie den Verkehr nach Jindřichovice wiederherstellen möchten. Das wäre ein Segen für die Region Frýdlant, mal sehen, wie sich das entwickelt.

1936 traf in Jindřichovice pod Smrkem eine deutsche Dampflokomotive auf einen tschechischen Triebwagen

Wir schauen auch über die Grenze hinaus

Vom Bahnhof in Jindřichovice pod Smrkem aus begaben wir uns auf die Suche nach den Spuren der verschwundenen Strecke. Dort entdeckten wir die Fundamente der historischen Drehscheibe der Friedländer Kreisbahnen, aber auch interessante Schwellen, die sogar für das Maß 750 mm vorgebohrt waren.
Auf dem nächsten Viertelkilometer der Strecke sind noch Gleise verlegt, die teilweise mehr als 110 Jahre alt sind. Wir entdecken auch den ersten von vielen preußischen Kilometersteinen, die uns bis zum Bahnhof Pobiedna begleiten.
Dieser Streckenabschnitt wurde von der ČSD als Ausziehgleis genutzt, ist aber heute hoffnungslos verfallen...
Der Damm hinter Pobiedna GPS: 50.9509344N, 15.3146997E

Auf den ersten paar hundert Meter in der Tschechischen Republik sind noch Gleise verlegt, in Polen nicht mehr.
In diesem Bericht zeigen wir Ihnen, was von der Linie auf polnischem Gebiet erhalten geblieben ist. Und davon gibt es eine ganze Menge. Wir sehen uns alte preußische Bahnhofsgebäude, Stahlbrücken oder gemauerte Durchlässe an. Wie immer haben Sie etwas, worauf Sie sich freuen können.

 Quelle: https://www.idnes.cz/cestovani/po-cesku/...cesku_vrja?
Gruß aus Weixdorf vom Bahnsteig
Seid nett zueinander  Heart
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  • Azerty, rich810, ungarische Methode
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