Frühling ! – Zwischen Eule und Adler
Es ist 10 Jahre her, dass eine ausladende und aussichtsreiche Tour über einen unscheinbaren, halbhohen Zwischenkamm des Sudetengebirges führte.
Bilder aus Wałbrzych
01 02 Der Ring
03 04 Die neugotische Marien-Stiftskirche mit dünnstmöglichen Turm
05 Erinnerung an die Waldenburger Straßenbahn - mit einem Fünf-Strahlen-Überlandnetz. Der letzte Abschnitt wurde 1966 stillgelegt. Das einstige Netz ist mit dem angehängten Messtischblatt sowie der nördlich und östlich angrenzenden Sektion zu verfolgen.
https://www.landkartenarchiv.de/vollbild...esien_1939
Auf Tour
06 Blick auf Głuszyca Wüstegiersdorf mit seiner klassizistischen Kirche vom Anfang des 18.Jahrhunderts – Richtung Westen die Hügelkette - bis über 900 m - nördlich von Mieroszów und südlich von Rybnica Leśna
07 08 Am Haltepunkt Świerki Königswalde Zug Richtung Kłodzko
09 Auf dem Spitzberg Włodzicka Góra in 757 m Höhe steht diese Ruine des Aussichtsturms, der aber mittlerweile rekonstruiert den Ausflüglern wieder zur Disposition steht.
10 11 Blick über das Tal der Walditz Włodzica zur Hohen Eule (links der Mitte, weißer Turm) auf 1015 m NN, die Gebäude am Wald unter der Eule sind am Sokol Pass Przełęcz Sokola in 690 m NN. Der Pass ist zwischen den Bächen Sowi Potok (Sokolec) und der Walimka situiert.
12 Nach Süden der Blick nach Krajanów Krainsdorf. Im neupolnischen Namen taucht das vor Jahren mal besprochene Wort „krajan“ der Landsmann auf, der deutsche Name enthält den Wortstamm krajn, granica, hier nicht polnisch, eher alttschechisch Grenze. Die böhmische Grenze verläuft am Waldrand. In dem Dörfchen lebt (zumindest zeitweise, wenn die großstädtischen Funktionalitäten in Wrocław nicht erforderlich sind) seit über zwei Dezennien die Literaturnobelpreisträgerin 2018 Olga Tokarczuk**) (Tischler), ihre Eltern stammen aus den früheren polnischen Ostgebieten, der podolisch-ukrainische Familienname bestätigt das.
13 Ein Blick ins Walditztal, die Bahnstrecke Richtung Kłodzko ist zu erkennen.
14 Die Bäume markieren die Wüstung Fichtig auf dem Kammweg, das Messtischblatt wies mindestens 15 Kleinbauernhöfe oder Wohngrundstücke aus.
15 16 Einer der Viadukte in Ludwigsdorf, rechts davon die Gabersgrundsiedlung, polnisch Orkany.
Hinten der östliche Bergrücken der Eule mit dem 960 m hohen Sonnenstein Kalenica/Turnstein. Am Viadukt zweigte die Industriebahn zur Wenzeslausgrube Milików ab. https://de.wikipedia.org/wiki/Wenceslaus-Grube Grubenunglück mit 151 toten Bergarbeitern
17 Eine alte und aufwendige Wegemarkierung des Schlesischen Gebirgsvereins mit dem Rhombus als Zeichen.
18 19 Längs der Höhe voraus der Góra Świetej Anny (mit dem Umsetzer) oberhalb und bereits hinter Nowa Ruda.
Der Viadukt über die Woliborka Volpersdorfer Bach. Das markante Gebäude davor ist das Gymnasium in Nowa Ruda.
Nowa Ruda Neurode
Neurode in der Grafschaft Glatz, beides auch solche Gebilde, die jahrhundertelang direkt oder indirekt zur böhmischen Krone gehörten, was erst infolge der Schlesischen Kriege im 18. Jahrhundert mit der durch Preußen durchgesetzten Abtretung endete.
20 21 22 Der Ring mit seinem Rathaus erhielt damals gerade seine euro-like Betonisierung. Die mittelstädtische Bebauung täuscht über den Charakter einer preussischen Kleinstadt in der Zwischenkriegszeit hinweg, das sozialistische Polen brachte es mit der wirtschaftlichen Wiederbelebung, Zuzug und Eingemeindungen dann zu über 20000 Einwohnern.
23 Über Neurode zur Eule
24 Vom Sankt-Annen-Berg erblickt der Wanderer das schöne Panorama der Tafelberge im nahen Heuscheuer-Gebirge, links der Szczeliniec Wielki, der große Heuscheuer, mit 919 m tatsächlich der höchste Sandsteinhügel des sächsisch-böhmisch-schlesischen Sandsteingürtels, der sich von der Höckendorfer Heide über Český ráj zum Heuscheuer hinzieht.
25 Bei guter Sicht reicht die Sicht auch über das Glatzer Becken zum Grulicher Schneeberg.
Im Vordergrund das müsste Ścinawka Średnia sein, der Bahnknoten Mittelsteine mit den verlorenen Nebenstrecken nach Radków, Broumov und Srebrna Góra.
Zurück am Bahnhof Neurode
26 - 29
30 Eine Marktinformation vom Kohlenhändler
und retour nach Walprich (schlesisch für Waldenburg) mit kurzem Zwischenhalt in Świerki vor dem Doppeltunnel.
Abspann (1)
In Neurode wurde kurz vor dem Kriege der Dresdner katholische Altbischof Joachim Reinelt geboren. Selbiger hat vier Wochen nach dieser schönen Wanderung am Pfingstmontag das Pontifikalamt zur Seligsprechung des sorbischen Priesters Alojs Andricki (*1914 Radibor) gehalten. Andricki hatte das Kreuz, mit der Gestapo einen Kampf zu führen, den er natürlich verlor. Seine tiefe Religiosität erwirkte seinen Umgang mit seinem nah bevorstehenden Tod, „er sei froh, bald seinem Herrn ganz nahe zu sein“. (+1943 Dachau).
31 32 Viele Trachten, Fahnen und Vereine, hier der Sokoł auf dem Schlossplatz und der anhängenden Brücke. (DJK … Deutsche Jugend Kraft, das musste mir auch erstmal der Fahnenträger erklären)
Abspann (2)
**) Mich beunruhigt oft das Gefühl, dass der Welt etwas fehlt, wenn wir sie mittels gläserner Bildschirme oder Apps wahrnehmen, dass sie unreal, fern, zweidimensional und seltsam unbestimmt wird, selbst wenn es erstaunlich einfach ist, Detailinformationen zu erhalten. Zitat Olga Tokarczuk. (Da habe ich nichts hinzuzufügen.)
Bilder, Texte, Grüße von astrachan
Es ist 10 Jahre her, dass eine ausladende und aussichtsreiche Tour über einen unscheinbaren, halbhohen Zwischenkamm des Sudetengebirges führte.
Bilder aus Wałbrzych
01 02 Der Ring
03 04 Die neugotische Marien-Stiftskirche mit dünnstmöglichen Turm
05 Erinnerung an die Waldenburger Straßenbahn - mit einem Fünf-Strahlen-Überlandnetz. Der letzte Abschnitt wurde 1966 stillgelegt. Das einstige Netz ist mit dem angehängten Messtischblatt sowie der nördlich und östlich angrenzenden Sektion zu verfolgen.
https://www.landkartenarchiv.de/vollbild...esien_1939
Auf Tour
06 Blick auf Głuszyca Wüstegiersdorf mit seiner klassizistischen Kirche vom Anfang des 18.Jahrhunderts – Richtung Westen die Hügelkette - bis über 900 m - nördlich von Mieroszów und südlich von Rybnica Leśna
07 08 Am Haltepunkt Świerki Königswalde Zug Richtung Kłodzko
09 Auf dem Spitzberg Włodzicka Góra in 757 m Höhe steht diese Ruine des Aussichtsturms, der aber mittlerweile rekonstruiert den Ausflüglern wieder zur Disposition steht.
10 11 Blick über das Tal der Walditz Włodzica zur Hohen Eule (links der Mitte, weißer Turm) auf 1015 m NN, die Gebäude am Wald unter der Eule sind am Sokol Pass Przełęcz Sokola in 690 m NN. Der Pass ist zwischen den Bächen Sowi Potok (Sokolec) und der Walimka situiert.
12 Nach Süden der Blick nach Krajanów Krainsdorf. Im neupolnischen Namen taucht das vor Jahren mal besprochene Wort „krajan“ der Landsmann auf, der deutsche Name enthält den Wortstamm krajn, granica, hier nicht polnisch, eher alttschechisch Grenze. Die böhmische Grenze verläuft am Waldrand. In dem Dörfchen lebt (zumindest zeitweise, wenn die großstädtischen Funktionalitäten in Wrocław nicht erforderlich sind) seit über zwei Dezennien die Literaturnobelpreisträgerin 2018 Olga Tokarczuk**) (Tischler), ihre Eltern stammen aus den früheren polnischen Ostgebieten, der podolisch-ukrainische Familienname bestätigt das.
13 Ein Blick ins Walditztal, die Bahnstrecke Richtung Kłodzko ist zu erkennen.
14 Die Bäume markieren die Wüstung Fichtig auf dem Kammweg, das Messtischblatt wies mindestens 15 Kleinbauernhöfe oder Wohngrundstücke aus.
15 16 Einer der Viadukte in Ludwigsdorf, rechts davon die Gabersgrundsiedlung, polnisch Orkany.
Hinten der östliche Bergrücken der Eule mit dem 960 m hohen Sonnenstein Kalenica/Turnstein. Am Viadukt zweigte die Industriebahn zur Wenzeslausgrube Milików ab. https://de.wikipedia.org/wiki/Wenceslaus-Grube Grubenunglück mit 151 toten Bergarbeitern
17 Eine alte und aufwendige Wegemarkierung des Schlesischen Gebirgsvereins mit dem Rhombus als Zeichen.
18 19 Längs der Höhe voraus der Góra Świetej Anny (mit dem Umsetzer) oberhalb und bereits hinter Nowa Ruda.
Der Viadukt über die Woliborka Volpersdorfer Bach. Das markante Gebäude davor ist das Gymnasium in Nowa Ruda.
Nowa Ruda Neurode
Neurode in der Grafschaft Glatz, beides auch solche Gebilde, die jahrhundertelang direkt oder indirekt zur böhmischen Krone gehörten, was erst infolge der Schlesischen Kriege im 18. Jahrhundert mit der durch Preußen durchgesetzten Abtretung endete.
20 21 22 Der Ring mit seinem Rathaus erhielt damals gerade seine euro-like Betonisierung. Die mittelstädtische Bebauung täuscht über den Charakter einer preussischen Kleinstadt in der Zwischenkriegszeit hinweg, das sozialistische Polen brachte es mit der wirtschaftlichen Wiederbelebung, Zuzug und Eingemeindungen dann zu über 20000 Einwohnern.
23 Über Neurode zur Eule
24 Vom Sankt-Annen-Berg erblickt der Wanderer das schöne Panorama der Tafelberge im nahen Heuscheuer-Gebirge, links der Szczeliniec Wielki, der große Heuscheuer, mit 919 m tatsächlich der höchste Sandsteinhügel des sächsisch-böhmisch-schlesischen Sandsteingürtels, der sich von der Höckendorfer Heide über Český ráj zum Heuscheuer hinzieht.
25 Bei guter Sicht reicht die Sicht auch über das Glatzer Becken zum Grulicher Schneeberg.
Im Vordergrund das müsste Ścinawka Średnia sein, der Bahnknoten Mittelsteine mit den verlorenen Nebenstrecken nach Radków, Broumov und Srebrna Góra.
Zurück am Bahnhof Neurode
26 - 29
30 Eine Marktinformation vom Kohlenhändler
und retour nach Walprich (schlesisch für Waldenburg) mit kurzem Zwischenhalt in Świerki vor dem Doppeltunnel.
Abspann (1)
In Neurode wurde kurz vor dem Kriege der Dresdner katholische Altbischof Joachim Reinelt geboren. Selbiger hat vier Wochen nach dieser schönen Wanderung am Pfingstmontag das Pontifikalamt zur Seligsprechung des sorbischen Priesters Alojs Andricki (*1914 Radibor) gehalten. Andricki hatte das Kreuz, mit der Gestapo einen Kampf zu führen, den er natürlich verlor. Seine tiefe Religiosität erwirkte seinen Umgang mit seinem nah bevorstehenden Tod, „er sei froh, bald seinem Herrn ganz nahe zu sein“. (+1943 Dachau).
31 32 Viele Trachten, Fahnen und Vereine, hier der Sokoł auf dem Schlossplatz und der anhängenden Brücke. (DJK … Deutsche Jugend Kraft, das musste mir auch erstmal der Fahnenträger erklären)
Abspann (2)
**) Mich beunruhigt oft das Gefühl, dass der Welt etwas fehlt, wenn wir sie mittels gläserner Bildschirme oder Apps wahrnehmen, dass sie unreal, fern, zweidimensional und seltsam unbestimmt wird, selbst wenn es erstaunlich einfach ist, Detailinformationen zu erhalten. Zitat Olga Tokarczuk. (Da habe ich nichts hinzuzufügen.)
Bilder, Texte, Grüße von astrachan