Rückblick auf ein Unglück von 1970 bei Řikonín (m. 1 Link)
#1
Guten Nachmittag werte Leser,

habe es etwas vor mir her geschoben - Beitrag vom 11.12.


Vor 50 Jahren starben bei einem Zugunglück bei Řikonín gut 30 Menschen. Schuld an der Tragödie waren die Verspätung von Zügen und Unerfahrenheit

Das Eisenbahnunglück, bei dem vor einem halben Jahrhundert, am 11.12.1970, unweit Řikonín bei Tišnov 31 Menschen starben, gehört zu den tragischsten Ereignissen seiner Art in der tschechischen Nachkriegsgeschichte. Die Verspätung zweier Züge und die Verfehlung einer Frau, die für den Betrieb auf einem kleinen Abschnitt der frequentierten Strecke die Verantwortung (frei) hatte, führten zum Zusammenstoß eines internationalen Schnellzuges mit einer entgleisten Güterzuggarnitur (bissel frei). Und nur durch eine Reihe von Zufällen (recht frei) gab es diesem freitäglichen Dezembermorgen nicht noch mehr Opfer.

Zum schicksalhaften Zusammenstoß der Züge kam es auf dem 30 m hohen Viadukt über das Tal, durch dass das Flüsschen Libochovka fließt. Nach dem Zusammenstoß stürzten 2 vollbesetzte Wagen von ihm. Gerade der Sturz vom Viadukt war für gut 30 polnische Eisenbahner und deren Familienmitglieder, die im ersten Wagen hinter der Loks aus dem Urlaub reisten, schicksalhaft. Der zweite Wagen fiel „nur“ aus 10 m und den Dritten trennten laut Schilderungen von Zeugen nur ein paar Dezimeter vom Sturz vom Viadukt.

Ein Glück war, dass sich diese 2 Wagen los rissen und nicht auch die restlichen 9 vollbesetzten Wagen mit sich in die Tiefe rissen. Der Dritte stand 10 cm vor der Brückenkante, nur knapp stürzte er nicht ab,“erinnerte sich einer der Zeugen des Unglücks in der Fernsehdokumentation „Schicksalhafte Augenblicke“, die sich mit dem tragischen Zusammenstoß befasste. Außer den 30 Polen starb bei Řikonín auch eine Tschechin und weitere 15 Menschen erlitten Verletzungen, davon 13 schwerwiegend. Für die Beseitigung der Trümmer, die das Tal bedeckten, brauchten die herbeigerufenen Soldaten 2 Tage.

Der Betrieb auf der Strecke war völlig vom menschlichen Faktor abhängig


Der Unfall, für den das Gericht später zwei Gefängnisstrafen ohne Bewährung verhängte, hatte einige Ursachen. Zu ihnen gehörte vor allem die nicht ausreichende technische Sicherung der frequentierten Strecke von Brno nach Prag, wo der Verkehr völlig vom menschlichen Faktor abhing. Dazu ist es erforderlich den dichten Betrieb hinzuzufügen, den darüber hinaus durch Verspätungen der Personen- und Güterzüge verkompliziert wird. Außergewöhnliche Ereignisse waren in solchen Situationen keine Ausnahme, die Masse endete allerdings nicht so tragisch, wie im Dezember 1970 bei Řikonín.

Am Beginn der Tragödie stand die Verspätung eines in Richtung Brno fahrenden Güterzuges, der aufgrund der Streckenauslastung (frei) kurz nach 7 Uhr morgens bei der Einfahrt in die Station  Řikonín stehen bleiben musste und dessen Ende bis auf das Viadukt reichte (frei). In gleicher Richtung nach Brno fuhr dann eine allein fahrende (bissel frei), ins Depot zurückkehrende Lok. Die Zugmelderin (??? - eine Eisenbahnerin, die Sorge für den bestimmten Streckenabschnitt zu tragen hatte und nach telefonischer Vereinbarung bei ihr ließ sie die Züge ab - ? - das macht doch wohl der Fdl?), die die erste selbstständige Schicht Dienst tat, allerdings ließ sie die Lok versehentlich in das besetzte Gleis ab.

Der Fahrdienstleiter hatte 45 Sekunden um den Zug anzuhalten

Die Frau, die später 6,5 Jahre Gefängnis erhielt, versuchte zwar den Fahrdienstleiter in Řikonín (er wurde für 4,5 Jahre verknackt) aufmerksam zu machen, dass der den Güterzug in den Bahnhof lässt, das Gelang jedoch nicht mehr und die abgefahrene Lok stieß von hinten auf den Güterzug. Durch den Aufprall gerieten 8 Wagen bis in das Gleis, auf dem sich der fahrende Panonia-Express näherte. Der Řikoníner Fahrdienstleiter gab ihm freie Fahrt, er war sich nämlich der drohenden Gefahr nicht bewusst. Laut den Ermittlern hatte er 45 Sekunden dafür, den Express zu stoppen, dass machte er aber nicht.

Vor dem Ort des Zusammenstoßes durchfuhr der Panonia einen Linksbogen und seine Besatzung sah die entgleisten Wagen so erst im letzten Moment. Dem zweiten Lokführer, Ján Žemla, gelang es auf die rechte Seite zu springen und sich das Leben zu retten. Der Express prallte mit einer Geschwindigkeit von 90 km/h auf die entgleisten Wagen. "Der Zug zerriss, überall war ein Haufen Glas," erinnerte sich Žemla. Der gesamte Wagenkasten des hinter der Lok hängenden Liegewagens riss ab und mit dem zweiten, dem Speisewagen, stürzte er in den Abgrund. Die Lok entgleiste aber nicht.

"Wir haben das Fahrwerk des Schlafwagens (? eben noch Liegewagen) noch ca. 70 m mitgezogen. Wir befreiten uns von den Glassplittern, die uns im Gesicht verletzt hatten. Wir hatten auch geprellte Beine, trotzdem rannte ich zum Signal, verband mich mit dem Fahrdienstleiter und meldete, was geschehen war," erzählte der Lokführer. Auch die Einwohner eilten vor Ort und die medizinische Hilfe traf ein.


"Wir haben aus dem Behandlungsraum alles was wir an Schienen und Verbandsstoffen schnappen konnten mitgenommen und sind schnell gefahren," erinnerte sich in den "Schicksalhaften Augenblicken" der Arzt Jiří Vrchlabský. "Man sagte, dass der Bestattungsdienst 52 Särge vor Ort brachte, " sagte der Zeuge des Ereignisses, Zdeněk Kříž.

Ein Wagen war wie eine Ziehharmonika zusammengedrückt

Zdeněk Kříž war damals 14 Jahre alt und und fuhr mit Freunden dem Fahrrad vor Ort um zu schauen. Er erinnert sich, wie die Lok auf dem Viadukt stand, von der ein Viertel des vorderen Teils weg war. "Als ob es jemand herausgeschnitten hätte. Es war ein solches Segment ausgeschnitten, es ging mir damals nicht in den Kopf, wie es überhaupt möglich ist, weil das doch Metall war," beschrieb er.

Sie gelangten sehr nahe an die abgestürzten Wagen, weil die Mitglieder der damaligen Öffentlichen Sicherheit den Unglücksort noch nicht ausreichend gesichert hatten. "Unter dem Viadukt liefen wir zwischen verstreuten Fässern, wahrscheinlich mit Bier, die dort aus dem Güterzug gefallen waren. Am Hang waren die zwei abgestürzten Wagen des Schnellzuges, einer von ihnen war vorne ca. auf einem Fünftel zusammengedrückt wie eine Ziehharmonika. Die Einstiegstüren, die Fenster, alles," gab der Zeuge an.

Letztlich gab es gut 30 Tote, was aus dem Řikoníner Unfall den vierttragischsten Eisenbahnunfall in der Geschichte der tschechischen Länder macht. Mehr Opfer - 118 - forderte im November 1960 der Zusammenstoß zweier Züge bei Stéblová im Pardubicer Gebiet. Bei der Kollision eines Schnellzuges und eines Personenzuges bei der Station Šakvice an der Strecke Brno - Břeclav starben an Heiligabend 1953 103 Menschen. Beim Zusammenstoß eines Schnellzuges mit einem ČSAD-Bus starben dann im Dezember 1950 bei Podivín im Břeclaver Gebiet 34 Personen.



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Grüße vom

Prellbock
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#2
Ausführlicher ist das Geschehen auf https://www.vlaky.net/zeleznice/spravy/7...-Rikonina/ beschrieben. Die Eisenbahnerin war eine Blockstellenwärterin, bei der sich ein Streckenläufer und ein Streckenmeister eingefunden hatten, letzterer hatte verschlafen, dadurch den Zug 900 verpasst und mit dem Fahrdienstleiter von Vlkov vereinbart, dass die Blockstellenwärterin den Lv-Nachzug zum 900 (Lok S489.041, die vom Nachschiebedinest zurückkehrte) stellt, damit der Streckenmeister zusteigen kann.
Es wurde vermutet, dass die im Dienst noch unerfahrene Wärterin durch die Anwesenheit der Männer abgelenkt war.
Nachdem der Streckenmeister in die Lok eingestiegen war, stellte sie das Blocksignal auf "Fahrt" und trug dies in ihr Tagebuch ein, wobei sie entsetzt feststellte, dass ihr aus  Řikonín die Ankunft des Zuges 4094 nicht gemeldet worden war und deshalb den dortigen Fahrdienstleiter anrief.
Es war aber zu spät, die Lv fuhr auf den stehenden Zug 4094 auf.
Als das Lokpersonal des 4094 feststellte, dass es am Zugschluss einen Knall gegeben hatte, schickte der Lokführer den Beimann nach hinten, er sollte feststellen, was geschehen war. Als er den entgegen kommenden Ex 57 erblickte, rief er nur dem Beimann zu, er solle acht geben, weil auf dem Nachbargleis ein Zug kommt. Es wäre aber seine Pflicht gewesen, als Warnung an seiner Lok die beiden roten Schlusslichter zu setzen und den Ex 57 mit dem Signal "Gefahr, sofort mit allen Mitteln anhalten!" zu warnen. Der stieß dann mit entgleisten Wagen des 4094 zusammen.
Die Lok des Ex 57 S 499.117 samt vorderem Fahrgestell des polnischen Liegewagens wurde vom Rest des Zuges abgetrennt . Der polnische Wagen soll in einem schlechten technischen Zustand gewesen sein. Darin befanden sich polnische Eisenbahner, die von irgendeiner Sonderaktion zurückkehrten, dieser Wagen war also sonst nicht im Zugverband.
Gruß aus Weixdorf vom Bahnsteig
Seid nett zueinander  Heart
T
T
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#3
Guten Nachmittag und danke,

da werde ich wohl künftig bei CT24 Nachrichten dieser Art lieber besser recherchierte Beiträge suchen müssen 

Grüße vom

Prellbock
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