04.08.2020, 21:16
Hallo.
Die Zahnstrecke Zebrzydowa – Niwnice – Abzweig Rakowice Żwirownia war das Ziel eines ganztägigen Ausflugs Mitte Juli. Nachdem der Personenverkehr zuletzt nicht mehr als ein Alibidasein darstellte und 2016 eingestellt wurde, sorgt nun nur noch der Güterverkehr für blanke Gleise. Wobei auch dieser seine besten Jahre schon lange hinter sich gelassen hat: Nur noch die Kiesgrube in Rakowice, die Ladestraße in Niwnice (Holz) sowie die Kaolingrube „Surmin“ nahe Zebrzydowa bedeuten Arbeit für die Eisenbahn – mal mehr, mal weniger.
Mein Tag begann im Abzweigbahnhof Zebrzydowa. Kurz vor acht tauchte ein oranges Männlein auf dem Bahnsteig auf, wenig später waren drei Lichter aus Richtung Węgliniec zu sehen. Aber kein Personenzug war im Anrollen, sondern ST44-1226 mit einem leeren Ea-Wagen-Zug. Nach einem kurzen Halt am Bahnsteig und dem Zustieg des Rangierers ging es auf die Nebenbahn gen Süden. Zunächst geht es auf dieser Strecke auch noch sehr zügig voran, nur mit Mühe gelingt das erste Bild zwischen Zebrzydowa und der Anschlussstelle der Kaolingruppe:
Die Boberbrücke in Nowogrodziec bremst den Zug danach allerdings etwas aus, so dass noch ein weiteres Foto am früheren Haltepunkt Gościszów möglich ist:
Die Bahn führt nun direkt nach Niwnice, das Auto muss einen großen Umweg nehmen – oder einen teilweise sehr schlechten Waldweg. So hole ich den Zug erst im Bahnhof Niwnice wieder ein, wo erstmal eine Pause angesagt ist. Formsignale bilden einen fotogenen Rahmen:
Bald geht es aber weiter, nun deutlich langsamer. Die Höchstgeschwindigkeit bis zum Ziel liegt nur wenig über Schrittgeschwindigkeit.
Somit ist sehr bequem ein weiteres Bild auf Höhe des früheren Haltepunkts Radłówka möglich. Da es den Haltepunkt seit den 1950ern nicht mehr gibt, sieht man von ihm inzwischen nichts mehr.
Das Warten am Bahnübergang in Rakowice wurde dann schon fast zur Geduldsprobe:
Für die restlichen Meter bis in den Übergabebahnhof blieb das Auto stehen, die Zugverfolgung war auch zu Fuß möglich. Im Bahnhof stand schon die Werklok der Kiesgrube bereit, um den ersten Zugteil zur Verladung zu bringen. Dazu muss der auf dem linken (westlichen) Gleis eingefahrene Zug, bzw. die beladenden Wagen, auf das ganz rechte Gleis umgesetzt werden. Da die Werklok am südlichen Ende bleibt, ist das eine recht fotogene Angelegenheit:
Die Kiesverladung findet mittlerweile näher am Kieswerk statt, früher dient das jetzige Ladegleis der Anbindung eines Herstellers von Gaskessel(wagen?) sowie einem großen Betonteilewerk. Beide sind noch aktiv, benötigen die Bahn aber nicht mehr.
Die Lok hat 14 Wagen mitgenommen, das dauert also erstmal. Zeit für einen kurzen Abstecher Richtung Lwówek Śląski. Der dortige Bahnhof macht auf den ersten Blick einen gepflegten Eindruck, aber Züge sind schon lange keine mehr vorbeigekommen. Noch mehr überrascht hat mich aber der Zustand des Haltepunkts Rakowice Wielkie. Der letzte Zug ist hier vor fast vier Jahren gefahren, warum PKP Station&Service hier immer noch für Ordnung sorgt, erschließt sich mir nicht. Arbeitsbeschaffungsmaßnahme?
Zurück an der Kiesgrube dauert es zu meiner Überraschung gar nicht lange, bis der erste Zugteil beladen aus der Verladung kommt. Eine Quälerei für den kleinen Dreiachser, denn es geht auch noch leicht bergan zum Übergabebahnhof. Am nördlichen Ende dessen befindet sich die Garage der kleinen Grünen…
… wenige Meter weiter wird die alte Verladeanlage passiert:
Im Bahnhof wir der beladene Zugteil auf dem Gleis neben dem leeren Zugteil abgestellt, der kurz danach zur Beladung verschwindet. Die ST44 erwacht unterdessen zum Leben und wird gleich den ersten Zugteil nach Niwnice bringen.
Zuvor ist aber etwas Zeit für ein Naturbildchen. Kiesbettung sei Dank ist hier alles schön grün.
Dann rollt der Zug endlich an und passiert wenig später den Bahnübergang, der gleichzeitig der Dorfmittelpunkt zu sein scheint, denn gleich nebenan findet sich ein kleiner Laden, bei dem die ganze Zeit reges Begängnis herrscht.
Etwa 500 m weiter liegt der Beginn der Anschlussbahn Rakowice Żwirownia. Żwirownia heißt Kiesgrube… Kurz danach steigt die Strecke Richtung Niwnice recht stark an, so dass die ST44 trotz der nur 14 Wagen gut gefordert ist.
Ich begebe mich nun zurück zum Übergabebahnhof, wo Zeit für ein Mittagspäuschen ist. Der zweite Zugteil ist wiederum recht schnell beladen, so dass er zurück im Übergabebahnhof ist, bevor die ST44 aus Niwnice zurückkehrt.
Für den zweiten Zugteil habe ich mir eine Stelle zwischen Bahnhof und Bahnübergang ausgesucht (viele Möglichkeiten gibt es ja nicht). Bereits mehrmals hatte ich an dem Tag beobachtet, dass die 1226 und ihr Lokführer öfters recht ansehnliche Qualmwolken in den blauen Himmel blasen, fotografisch ließ sich das allerdings nicht umsetzen. Bis jetzt…
Das nächste Foto gelingt nahe Radłówka:
Und gleich nochmal, 200 m weiter. Zugverfolgung zu Fuß…
Unter normalen Umständen wäre es aussichtslos, den Zug bis Niwnice zu überholen. Aber was ist hier schon normal. So muss ich doch recht lange warten, bis auch nur Lichter aus dem Wald auftauchen. Der Zug hat für die zwei Kilometer seit dem letzten Bild genau 15 Minuten gebraucht, als er das Formrangiersignal in Niwnice passiert und damit endlich den Bahnhof erreicht:
Nun ist’s mit der Ruhe vorbei (normalerweise dürften die beiden Stellwerksposten zu den ruhigsten im polnischen Eisenbahnnetz gehören), denn der Zug muss zusammengebastelt werden. Wiederum bereichern Formsignale die Szene:
Als der Zug fertig ist, fahre ich dem Zug voraus und suche mir ein Motiv nahe des früheren Bahnhofs Gościszów Dolny. Hier gab es früher einen Gleisanschluss für eine Ziegelei deren Reste noch erkennbar sind. Leider ist das Kreuz auf dem Berg südöstlich von Gościszów recht weit weg, so dass es auf dem Foto nicht mehr erkennbar ist.
Zum Tagesabschluss muss dann natürlich das Wahrzeichen der Strecke noch auf den Chip: die Boberbrücke von Nowogrodziec.
Ich folge dem Zug noch ein Stück Richtung Zebrzydowa, verabschiede mich aber schon vor dem Bahnhof und verlasse die Strecke auf Höhe des früheren Haltepunkts Zebrzydowa Wieś, der schon lange nur noch als besetzter Schrankenposten dient und trete den Heimweg an.
Tagesfazit: Wer einen ruhigen Tag verbringen möchte, sich nicht daran stößt, dass immer der gleiche Zug durch’s Motiv rollt und dazu noch etwas Glück mitbringt, kann an dieser Bahnstrecke einen ganzen Tag rumbringen. Gelegentlich sind auch andere Loks als PKP-ST44 zu sehen…
Fahrt frei!
Die Zahnstrecke Zebrzydowa – Niwnice – Abzweig Rakowice Żwirownia war das Ziel eines ganztägigen Ausflugs Mitte Juli. Nachdem der Personenverkehr zuletzt nicht mehr als ein Alibidasein darstellte und 2016 eingestellt wurde, sorgt nun nur noch der Güterverkehr für blanke Gleise. Wobei auch dieser seine besten Jahre schon lange hinter sich gelassen hat: Nur noch die Kiesgrube in Rakowice, die Ladestraße in Niwnice (Holz) sowie die Kaolingrube „Surmin“ nahe Zebrzydowa bedeuten Arbeit für die Eisenbahn – mal mehr, mal weniger.
Mein Tag begann im Abzweigbahnhof Zebrzydowa. Kurz vor acht tauchte ein oranges Männlein auf dem Bahnsteig auf, wenig später waren drei Lichter aus Richtung Węgliniec zu sehen. Aber kein Personenzug war im Anrollen, sondern ST44-1226 mit einem leeren Ea-Wagen-Zug. Nach einem kurzen Halt am Bahnsteig und dem Zustieg des Rangierers ging es auf die Nebenbahn gen Süden. Zunächst geht es auf dieser Strecke auch noch sehr zügig voran, nur mit Mühe gelingt das erste Bild zwischen Zebrzydowa und der Anschlussstelle der Kaolingruppe:
Die Boberbrücke in Nowogrodziec bremst den Zug danach allerdings etwas aus, so dass noch ein weiteres Foto am früheren Haltepunkt Gościszów möglich ist:
Die Bahn führt nun direkt nach Niwnice, das Auto muss einen großen Umweg nehmen – oder einen teilweise sehr schlechten Waldweg. So hole ich den Zug erst im Bahnhof Niwnice wieder ein, wo erstmal eine Pause angesagt ist. Formsignale bilden einen fotogenen Rahmen:
Bald geht es aber weiter, nun deutlich langsamer. Die Höchstgeschwindigkeit bis zum Ziel liegt nur wenig über Schrittgeschwindigkeit.
Somit ist sehr bequem ein weiteres Bild auf Höhe des früheren Haltepunkts Radłówka möglich. Da es den Haltepunkt seit den 1950ern nicht mehr gibt, sieht man von ihm inzwischen nichts mehr.
Das Warten am Bahnübergang in Rakowice wurde dann schon fast zur Geduldsprobe:
Für die restlichen Meter bis in den Übergabebahnhof blieb das Auto stehen, die Zugverfolgung war auch zu Fuß möglich. Im Bahnhof stand schon die Werklok der Kiesgrube bereit, um den ersten Zugteil zur Verladung zu bringen. Dazu muss der auf dem linken (westlichen) Gleis eingefahrene Zug, bzw. die beladenden Wagen, auf das ganz rechte Gleis umgesetzt werden. Da die Werklok am südlichen Ende bleibt, ist das eine recht fotogene Angelegenheit:
Die Kiesverladung findet mittlerweile näher am Kieswerk statt, früher dient das jetzige Ladegleis der Anbindung eines Herstellers von Gaskessel(wagen?) sowie einem großen Betonteilewerk. Beide sind noch aktiv, benötigen die Bahn aber nicht mehr.
Die Lok hat 14 Wagen mitgenommen, das dauert also erstmal. Zeit für einen kurzen Abstecher Richtung Lwówek Śląski. Der dortige Bahnhof macht auf den ersten Blick einen gepflegten Eindruck, aber Züge sind schon lange keine mehr vorbeigekommen. Noch mehr überrascht hat mich aber der Zustand des Haltepunkts Rakowice Wielkie. Der letzte Zug ist hier vor fast vier Jahren gefahren, warum PKP Station&Service hier immer noch für Ordnung sorgt, erschließt sich mir nicht. Arbeitsbeschaffungsmaßnahme?
Zurück an der Kiesgrube dauert es zu meiner Überraschung gar nicht lange, bis der erste Zugteil beladen aus der Verladung kommt. Eine Quälerei für den kleinen Dreiachser, denn es geht auch noch leicht bergan zum Übergabebahnhof. Am nördlichen Ende dessen befindet sich die Garage der kleinen Grünen…
… wenige Meter weiter wird die alte Verladeanlage passiert:
Im Bahnhof wir der beladene Zugteil auf dem Gleis neben dem leeren Zugteil abgestellt, der kurz danach zur Beladung verschwindet. Die ST44 erwacht unterdessen zum Leben und wird gleich den ersten Zugteil nach Niwnice bringen.
Zuvor ist aber etwas Zeit für ein Naturbildchen. Kiesbettung sei Dank ist hier alles schön grün.
Dann rollt der Zug endlich an und passiert wenig später den Bahnübergang, der gleichzeitig der Dorfmittelpunkt zu sein scheint, denn gleich nebenan findet sich ein kleiner Laden, bei dem die ganze Zeit reges Begängnis herrscht.
Etwa 500 m weiter liegt der Beginn der Anschlussbahn Rakowice Żwirownia. Żwirownia heißt Kiesgrube… Kurz danach steigt die Strecke Richtung Niwnice recht stark an, so dass die ST44 trotz der nur 14 Wagen gut gefordert ist.
Ich begebe mich nun zurück zum Übergabebahnhof, wo Zeit für ein Mittagspäuschen ist. Der zweite Zugteil ist wiederum recht schnell beladen, so dass er zurück im Übergabebahnhof ist, bevor die ST44 aus Niwnice zurückkehrt.
Für den zweiten Zugteil habe ich mir eine Stelle zwischen Bahnhof und Bahnübergang ausgesucht (viele Möglichkeiten gibt es ja nicht). Bereits mehrmals hatte ich an dem Tag beobachtet, dass die 1226 und ihr Lokführer öfters recht ansehnliche Qualmwolken in den blauen Himmel blasen, fotografisch ließ sich das allerdings nicht umsetzen. Bis jetzt…
Das nächste Foto gelingt nahe Radłówka:
Und gleich nochmal, 200 m weiter. Zugverfolgung zu Fuß…
Unter normalen Umständen wäre es aussichtslos, den Zug bis Niwnice zu überholen. Aber was ist hier schon normal. So muss ich doch recht lange warten, bis auch nur Lichter aus dem Wald auftauchen. Der Zug hat für die zwei Kilometer seit dem letzten Bild genau 15 Minuten gebraucht, als er das Formrangiersignal in Niwnice passiert und damit endlich den Bahnhof erreicht:
Nun ist’s mit der Ruhe vorbei (normalerweise dürften die beiden Stellwerksposten zu den ruhigsten im polnischen Eisenbahnnetz gehören), denn der Zug muss zusammengebastelt werden. Wiederum bereichern Formsignale die Szene:
Als der Zug fertig ist, fahre ich dem Zug voraus und suche mir ein Motiv nahe des früheren Bahnhofs Gościszów Dolny. Hier gab es früher einen Gleisanschluss für eine Ziegelei deren Reste noch erkennbar sind. Leider ist das Kreuz auf dem Berg südöstlich von Gościszów recht weit weg, so dass es auf dem Foto nicht mehr erkennbar ist.
Zum Tagesabschluss muss dann natürlich das Wahrzeichen der Strecke noch auf den Chip: die Boberbrücke von Nowogrodziec.
Ich folge dem Zug noch ein Stück Richtung Zebrzydowa, verabschiede mich aber schon vor dem Bahnhof und verlasse die Strecke auf Höhe des früheren Haltepunkts Zebrzydowa Wieś, der schon lange nur noch als besetzter Schrankenposten dient und trete den Heimweg an.
Tagesfazit: Wer einen ruhigen Tag verbringen möchte, sich nicht daran stößt, dass immer der gleiche Zug durch’s Motiv rollt und dazu noch etwas Glück mitbringt, kann an dieser Bahnstrecke einen ganzen Tag rumbringen. Gelegentlich sind auch andere Loks als PKP-ST44 zu sehen…
Fahrt frei!