[CZ] Gleichstrom, Wechselstrom & Diesel in Südböhmen (22 Bilder)

[Martin L.]

Servus zusammen,

nachdem ich vor einiger Zeit meine Bildbeiträge vom alten Forum hier reaktiviert habe, folgt jetzt auch wieder einmal ein aktueller Bericht von mir.

Im September 2019 führte eine einwöchige Tour in südböhmische Gefilde. Als Standort diente eine von früheren Besuchen bereits bestens bekannte Pension in Nová Pec. Jetzt wird sich wohl manch einer fragen, ob sich denn nach dem Ende der ČD ein Besuch vor Ort wegen der Eisenbahn noch lohnt. Nun, das kann sicher nur jeder für sich selbst entscheiden. Zwar war auch ich nicht sicher, wie sehr die Brillen und Bardotten vor Ort wohl schmerzlich vermisst würden. Da wir jedoch auch Besuche bei den Lokalbahnen von Tábor nach Bechyně und Rybník nach Lipno geplant hatten sowie auch der grenzüberschreitende Verkehr zwischen Budweis und Linz auf dem Programm stand, sollte sicher keine Langeweile aufkommen. Somit kann ich hier also einen hoffentlich abwechslungsreichen Bilderbogen sowohl mit Gleichstrom-, Wechselstrom- und Dieselfahrzeugen anbieten. Der Termin für die Reise war bereits frühzeitig fest geblockt und zum Glück gab es auch aus dem familiären Bereich keine Hindernisse und dank ziemlichem Wetterglück verbrachten wir sehr schöne Tage. Neben sicher bereits gut bekannten Motiven hoffe ich, dass auch der ein oder andere neue Blickwinkel für Euch dabei ist. Die Bildfolge ist dabei nicht chronologisch sondern geografisch geordnet. Auch eine Gegenüberstellung "Einst und Jetzt" aus Volary habe ich eingefügt.


Bild 1


Der Anreisetag wurde auf Samstag, den 14. September gelegt, so dass am darauffolgenden Sonntag gleich die Strecke von Tábor nach Bechyně besucht werden konnte. Hier stand der letzte Einsatztag der kleinen Bobina für diese Saison an. Für mein erstes Bild dieses Beitrages enterte ich eines der zahlreich in Tábor am Ufer der Lužnice vertäuten Fischerboote, um die passende Perspektive auf die Bahnbrücke zu bekommen. Es erforderte dann jedoch einige Konzentration, das Boot vor dem Auslösen der Kamera nicht ins wanken zu bringen, sonst hätte ich mir selbst die so leidlich vorhandene Spiegelung zunichte gemacht. Auch ein unfreiwilliges Bad wollte ich natürlich vermeiden...


Bild 2


Für die wenig später folgende Rückfahrt des Zuges nach Bechyně wählte ich diese Passage in Tábor, welche der Zug kurz nach seiner Abfahrt fast wie eine Straßenbahn durchfährt.



Bild 3


In Bechyně gab es dann einen Besuch im dortigen Klostergarten, wobei mir dieser Blick auf die Brücke ins Auge fiel.



Bild 4


Zum Abschluss des Tages begaben wir uns schließlich erneut nach Tábor an das Ufer der Lužnice. Hier musste ein ebenfalls anwesender Angler sicher länger auf seinen Fang warten als wir. Mit diesem Bild habe ich jetzt bereits den im Titel genannten Gleichstromteil abgehandelt und hätte mal eine Frage zu den roten Schürzenwagen. Konnte über diese Wagen bisher keine weiterführenden Informationen finden, habt ihr zu deren Herkunft und Einsatzgeschichte evtl. ein paar Infos? Danke schon mal im voraus!


Bild 5


Mit diesem Bild komme ich zur in der Einleitung angekündigten Gegenüberstellung "Einst und Jetzt" vom Heizhaus Volary. Wobei das Einst-Foto vom frühen Abend des 08.12.2017 noch keine zwei Jahre alt ist und den alten Zustand des Lokschuppens zusammen mit dem 810 152 zeigt. Etwa 30 Stunden nach dieser Aufnahme war die ČD dann hier im südlichen Böhmerwald zumindest bis zur nächsten Ausschreibung Geschichte geworden.



Bild 6
 
So, jetzt bitte nicht erschrecken, denn auf dem aktuellen Vergleichsbild sieht man die baulichen Veränderungen, welche das Heizhaus zwischenzeitlich durchlaufen hat. Zwar nicht ganz die gleiche Perspektive wie beim vorherigen Bild, aber die Veränderungen sind wohl auch aus diesem Blickwinkel offensichtlich. Immerhin der Dampflok Radsatz hat den Lauf der Zeit überdauert.


Bild 7


Kommen wir jetzt aber an die Strecke 194, denn abseits der Bahnhöfe und Haltepunkte ist bis auf die Fahrzeuge von einer Modernisierung nicht viel zu sehen. Wie bekannt, kommen bei GWTrain gebrauchte Fahrzeuge überwiegend aus Deutschland zum Einsatz. Die RegioSprinter sind in meinen Augen sicher keine Schönheiten, fotografiert habe ich diese natürlich trotzdem. Wenige Minuten nachdem die ersten Sonnenstrahlen das Gleis bei Ovesná erreicht hatten, erwischte ich das Gespann aus 654 015&654 013 mit dem eingereihten Fahrradwagen als Nachschuss auf der Fahrt nach Nové Údolí.


Bild 8


Die Nacht hatte den ersten leichten Bodenfrost gebracht, was durch den Reif auf der Wiese im Vordergrund schön zu sehen ist. Hier ist der aus den Motorwagen 628 261/283 gebildete Os 8101 pünktlich nach Nové Údolí unterwegs. Wie knapp die Sonne den Zug beleuchtete, zeigte sich am folgenden Morgen, als ich den gleichen Zug auf die Minute genau zur selben Durchfahrtszeit aus leicht geänderter Perspektive ablichten wollte und der an diesem Morgen im Einsatz stehende RegioSprinter noch kein Licht abbekam. So deutlich sind mir die um diese Jahreszeit täglich kürzer werdenden Tage noch nie vor Augen geführt worden.


Bild 9


Beim kurzen Fußweg zurück zum Frühstückstisch in der Pension gefiel dann diese Lichtstimmung über der jungen Moldau. Dank solcher Momente bleibt die abgelegene Gegend für mich schon ein Sehnsuchtsort, egal was auf den Gleisen unterwegs ist.


Bild 10


Am Abend bietet sich zum Tagesabschluss dieser Blick auf den gleichen Gleisabschnitt wie auf den Bildern 7 & 8 an, wo 628 335/348 als Os 8112 unterwegs nach Budweis ist. Hier hatte ich schon in früheren Jahren auf die letzte Bardotka oder Taucherbrille des Tages gewartet...


Bild 11


Verlassen wir nun den Bereich um Nová Pec und begeben uns mitten hinein in das ebenso ruhige ehemalige militärische Sperrgebiet bei Polná. Hier hatte ich es zu ČD-Zeiten nie geschafft, den bekannten Kirchblick umzusetzen. Entweder fehlte der Mut, illegal in das Sperrgebiet vorzudringen oder die Wolkensituation vereitelte den Bilderwunsch. Jetzt zu GWTrain Zeiten hat es dann endlich auch für mich geklappt, als 628 335/348 die Szene passiert. Auch wenn die aus Deutschland stammenden 628 sicher kein vollwertiger Ersatz für eine schalldämpferlose Bardotka sind, kann ich mich doch mit den farbenfrohen Fahrzeugen gut arrangieren. Gut, dem Betreiber GWTrain wird mein Geschmack sowieso herzlich egal sein 



Bild 12


Beim tschechischen Internetportal K-Report gibt es dankenswerterweise einen Informanten, welcher sehr zuverlässig schon am Morgen eine ausführliche Übersicht mit den Fahrzeugumläufen auf den südböhmischen Lokalbahnen für den Tag ins Netz stellt. Dabei gibt er auch Hinweise auf Güterzüge und so hatte er für diesen Tag die 751 316 für den Manipulationszug nach Kájov vermeldet. Das war uns trotz des trüben Wetters an diesem Vormittag einen Besuch in Kájov wert und nach unserer Ankunft dort stand der fertig gebildete Zug auch schon bereit zur Rückfahrt nach Budweis. Zunächst stand aber noch eine Überholung an und auch die Ankunft des Prager Schnellzuges musste noch abgewartet werden. Wir hatten uns derweil auf der Straßenbrücke nicht weit hinter dem Bahnhof in Position gebracht und im zwischenzeitlich einsetzenden Regen entstand schließlich ein weiteres Bardotka-Foto für das Bildarchiv. An dieser Stelle daher auch einmal ein großer Dank ( auch wenn er hier vermutlich nicht mitliest ) an K-Report User "Pépa rákos" für die wertvollen Informationen, welche wir während der Tage im südlichen Böhmerwald wiederholt Nutzen konnten.


Bild 13


Mit diesem Bild sind wir jetzt bei der nicht weit entfernten Hohenfurther Lokalbahn angekommen. Natürlich ist auch dieses Bähnchen schon allseits bekannt, da jedoch u. A. mit 210 052 eine im optischen Bestzustand befindliche Maschine im Einsatz stand, zeige ich an dieser Stelle auch ein paar wenige Bilder. Bei unserem ersten Besuchstag gab es zunächst als Besonderheit den Betrieb mit zwei Lokomotiven im Sandwich-Betrieb, so dass ich hier dieses Bild mit 210 045 & 210 058 zeigen kann. Ausgelöst habe ich dabei unweit von Rybník.


Bild 14


Auch für diesen Tag konnte wieder auf die von "Pépa rákos" gemachte Angabe im Netz gebaut werden, war doch wie angegeben die gewünschte 210 052 im Einsatz. Laut Anschrift gehört diese schicke Maschine wohl nach Brünn, wird jedoch zum Besuchszeitraum zumindest leihweise von Budweis aus eingesetzt. Auch dieses Bild entstand nahe Rybník.


Bild 15


Sicher eines der bekanntesten Motive der Strecke befindet sich von Rybník kommend kurz vor Vyšší Brod und so wollten wir die hübsche Lok natürlich zur passenden Tageszeit an diesem Fotopunkt ebenfalls im Bild festhalten.


Bild 16


Ein Teil der Züge der Hohenfurther Lokalbahn ist von und nach Budweis durchgebunden und wird aus Regionovas gebildet. Manchmal hat man aber auch Glück und eine Brotbüchse rutscht in den Umlauf, so wie hier der 810 572. Dieser fährt soeben an einer Viehweide bei Pšenice vorbei, wobei sich die anwesenden Pferde und Rinder in einer fotofreundlichen Position zeigen.


Bild 17


Ein Stück weiter bei Bujanov ergeben sich ebenfalls nette Blicke in die weitläufige Landschaft, auch hier wieder mit zusätzlicher Motiv Bereicherung durch eine Herde Rinder. Soeben passiert 380 010 mit dem Ex 1544 von Linz nach Budweis die Szenerie.


Bild 18


Die im Reisebegleiter der edition bohemica für die Strecke Budweis-Linz angegebenen Pn 44503/2 zeigten sich während unserer insgesamt drei Besuche als ausgesprochen verlässlich und verkehrten weitgehend in den genannten Zeiten, teils auch ein wenig früher. Hier sind 240 064&240 063 ebenfalls bei Bujanov unterwegs in Richtung Landesgrenze. An diesem Tag waren an mehreren Bahnübergängen die Lichtzeichenanlagen gestört, so dass sich die Züge mit zahlreichen Pfiffen schon immer sehr frühzeitig ankündigten und vor den Bahnübergängen auf Schrittgeschwindigkeit abbremsen mussten. Überraschen konnten einen die Züge am Fotopunkt somit jedenfalls nicht.



Bild 19


Normalerweise wird dem Pn 44503/2 für den kurzen Streckenabschnitt von Horní Dvoříště nach Summerau wegen der Systemtrennstelle eine der Mehrsystemlaminatkas der Reihe 340 vorgespannt. Am ersten unserer Besuchstage war jedoch ein Vectron von ČD Cargo wohl zu Ausbildungszwecken durchgehend von Budweis bis Summerau am Zug, aufgenommen schon in Österreich bei Deutsch Hörschlag.


Bild 20


Am folgenden Tag hatte dann mit 340 049 wieder eine Laminatka den Pn 44502 übernommen, zuvor muss jedoch erst der voraus fahrende Os 3804 nach Budweis die Strecke wieder frei machen.
Ob der am Tag zuvor gesehene Vectron in nächster Zeit die Güterzugleistungen übernehmen wird ist mir nicht bekannt, vielleicht weiß ja jemand von Euch dazu näheres? Sinnvoll wäre ein solcher Einsatz sicherlich, denn der zweimalige Lokwechsel in Horní Dvoříště und nur wenige Kilometer weiter in Summerau ist natürlich schon sehr umständlich. Mit diesem Bild verabschieden wir uns nun von dieser Gegend und zum Abschluss unserer Tour hatten wir noch ein weiteres Ziel schon wieder ein Stück weiter in Richtung Heimat auf dem Programm.


Bild 21


Im Jahr 2018 war die Pilsener Brille 754 057 zum Opfer einer Unwetter bedingten Kollision mit einem umgestürzten Baum geworden. Erfreulicherweise wurde die Maschine jedoch wieder instand gesetzt und erstrahlt somit seit kurzem im neuen Glanz. Daher stand diese Maschine ziemlich weit oben auf der persönlichen Fotowunschliste. Zum Ende unserer Tour ergab sich schließlich die Gelegenheit, die mit dem ersten der beiden nachmittäglichen lokbespannten Berufszüge nach Domažlice im Einsatz befindliche Schönheit im Bild festzuhalten. Zum Fotografieren wählten wir den Streckenabschnitt zwischen Bližejov und Milavče.


Bild 22


Natürlich warteten wir auch noch den eine Stunde später folgenden Os 7418 hier vor Ort ab, welcher dann mit der 754 063 um die Kurve gerollt kam. Dabei wurde jedoch eine weiter vom Gleis entfernt aber dafür auch erheblich höher liegende Position eingenommen. Somit hatte unsere Reise mit diesem netten Blick ins Land und den Kirchturm von Bližejov einen würdigen Abschluss gefunden.

Als Resümee dieser Tage im Böhmischen kann ich für mich somit wieder einmal festhalten, dass die Touren nach Tschechien trotz aller Veränderungen im Fahrzeugbestand sowie der Modernisierungen im Bereich der Infrastruktur noch immer lohnenswert sein können.
Mir hat es auf jeden Fall auch dieses mal wieder viel Freude bereitet, vor Ort nach Motiven zu suchen und ansonsten einfach Land und Leute zu genießen. Die mit gutem böhmischen Bier ausklingenden Abende müssen dabei natürlich auch noch eine extra Erwähnung finden 

Zum Abschluss möchte ich mich auch wieder einmal bei allen Hobbykollegen bedanken, die durch die Bereitstellung ihrer Informationen in welcher Form auch immer ein Stück weit zum gelingen solcher Reisen beitragen     

Viele Grüße,

Martin

[Alois Nebel]

Als Resümee dieser Tage im Böhmischen kann ich für mich somit wieder einmal festhalten, dass die Touren nach Tschechien trotz aller Veränderungen im Fahrzeugbestand sowie der Modernisierungen im Bereich der Infrastruktur noch immer lohnenswert sein können.
Mir hat es auf jeden Fall auch dieses mal wieder viel Freude bereitet, vor Ort nach Motiven zu suchen und ansonsten einfach Land und Leute zu genießen. Die mit gutem böhmischen Bier ausklingenden Abende müssen dabei natürlich auch noch eine extra Erwähnung finden 

Hallo Martin, jede Menge tolle Bilder und ein äußerst versöhnliches Fazit das ich 100%ig teilen kann. Tschechien (und auch die Slowakei) bleibt trotz und zum Teil sogar wegen aller Veränderungen mein Interessensgebiet Nummer 1.
Und Dein Bericht macht Lust gleich wieder los zu ziehen...

[RRo]

Hallo Martin,

herzlichen Dank für diesen tollen Bericht. Obwohl Westböhmen ja vor meiner Haustür liegt, zeigst du mir noch nicht bekannte Motive, die du klasse umgesetzt hast.

Es ist auch schön zu lesen, dass unsereins offenbar die gleichen Dinge Freude bereiten - "Motive suchen, Land und Leute und böhmisches Bier genießen"  

Gruß Robert