Gespräch mit einer Dampflokführerin (m. 1 Link)
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Guten Abend werte Leser,

hier mal ein Interview - Beitrag vom heutigen 04.07. - "Interview: Dampf ist ein lebender Organismus, sagt die einzige einheimische Dampflokführerin". (im dem Beitrag eiere ich teilweise etwas, hoffentlich richtig herum)

Zdopravy bringt ein Interview mit der einzigen Lokführerin von Dampfloks im Inland. Das Interview erschien im internen Magazin für Angestellte der ČD Cargo "Cargovák", Zdopravy druckt ihn mit der freundlichen Genehmigung der Gesellschaft nach.

Vor mehr als 4 Jahren verstärkte Katarzyna Renata Martečíková die Reihen der Angestellten der ČD Cargo. Nach Abschluss der Schule und der entsprechenden Ausbildung wurde aus ihr eine Lokführerin der Betriebseinheit Prag. Jetzt fährt sie vor allem auf E-Loks, aber sie hat auch Kenntnisse auf V-Loks, auf denen sie auch in Nymburk begann. Heute möchten wir mit Katka nicht über die Arbeit reden, sondern es interessiert uns ihr, für eine Frau eher ungewöhnliches Hobby. Ggw. ist sie nämlich die einzige Frau - Lokführerin, die in Tschechien die Berechtigung hat Dampfloks zu führen.

Ungeachtet dessen, dass wir über ihre eisenbahnerischen Anfänge schon im November 2016 plauderten, erinnern sie die Leser bitte, wie sie zur Arbeit bei ČD Cargo gelangten.

Wir sind eine Eisenbahnerfamilie, daher hatte ich nicht viel Arbeit mit der Entscheidung auf welche mittlere Schule ich lernen gehen werde.  Gelernt habe ich schließlich ein Fach mit der Ausrichtung (?) auf Eisenbahnfahrzeuge. Mit dem Papa bin ich dann übereingekommen, dass ich mein Glück als Lokführerin versuche. Zuerst war es für mich unvorstellbar, aber schließlich gefiel mir dieser Gedanke und ich reichte beim Betreiber PKP Cargo einen Antrag ein (Anm. der Redaktion - Katka stammt aus PL). Leider wurde der abgelehnt. Später zog ich nach Tschechien um und fand eine andere Arbeit. Die Eisenbahn hat mich jedoch weiter angezogen, und als sich die Gelegenheit bot, zögerte ich nicht und stieg am 01.03.2016 bei ČD Cargo ein.

Der Einstieg einer Frau in einen "Jungsberuf" war sicher nicht einfach. Wie haben Sie die Jungs aufgenommen?

Sie haben recht, einfach war es nicht. Einige zukünftige Kollegen blickten mit Verachtung auf mich, andere - und ich muss sagen, dass das die Mehrzahl war, trauten sich schrittweise und begannen mich als normalen Kumpel zu nehmen. Am meisten habe ich in der Ausbildung vmtl. von den Kollegen gelernt, die mich nicht als Frau betrachteten, sondern im Gegenteil mich fast alles selbstständig machen ließen. Im März 2018 stieg ich in einen Dampflokführer Kurs in Česká Třebová ein, wo ich wieder große Aufmerksamkeit und Bewunderung der weiteren 15 Teilnehmer erregte.

Mit Dampfloks sind Sie aber sicher schon viel früher zusammengekommen als in dem Kurs?

Auf "Dampf" bin ich schon zuhause in Polen gefahren. Mein Opa fuhr auf Dampfloks, seine 4 Söhne und jetzt ich. Einer der Onkel fährt bis heute im Museum im Jaworzyn mit "Dampf". Hier traf ich auch erstmals mit der Truppe zusammen, die sich um den "großen Bullen" kümmerte. Aktivitäten Dampfloks betreffend entwickelte ich dann vor allem in Turnov mit der Maschine 310.0134. Hier habe ich auch die Heizerprüfungen abgelegt. Am Ende ließ ich mich im Museum der ČD in Lužná u Rakovníka nieder. Hier kümmern wir uns im Rahmen einer Truppe um 2 Dampfloks - die "Allgegenwärtige" 354.195 und die „Heligon“ 414.096. Mit der zweitgenannten ist dann auch meine erste selbstständige Fahrt auf "Dampf" verbunden und im Führerhaus dieser Maschine werden sie mich vmtl. am häufigsten sehen können. Aber ich probiere auch gerne andere Loks aus und vielleicht erfüllt sich auch einmal der Traum den großen Güter-Stoker zu fahren. In der Truppe sind es unsere mehr als 10, davon sind wir 3 Lokführer. Weitere Jungs und Mädels sind Heizer oder in Ausbildung zum Lokführer. Alle zusammen kümmern wir uns dann um die Wartung.

Sie haben Heizer- und Lokführerprüfungen. Können Sie uns beide Berufe kurz nahe bringen?

Das Heizen ist physisch sehr anspruchsvoll, aber auch eine sehr verantwortungsvolle Arbeit. Das ist nicht nur das Werfen der Kohle in den Kessel, wie es auf den ersten Blick scheinen kann. Sie müssen wissen wann wie viel Kohle zugegeben wird, dabei sind die Streckenbedingungen zu berücksichtigen. Während der Kessel der großen Loks gewaltige Mengen Brennstoff verschlingt, müssen sie bei der kleinen 310er für das Nachlegen ein viel größeres Gefühl haben. Wenn Sie das Gefühl haben, dass sie gut heizen, dürfen Sie sich nicht rein reden lassen. Der Heizer überwacht auch den Wasserstand, was nicht nur aus Sicht des Fahrens, sondern auch der Sicherheit überaus wichtig ist. Er nimmt die Signale auf und wiederholt sie, teilt die Lage auf der linken Seite des Zuges mit. Auch die Arbeit des Lokführers ist physisch anspruchsvoll. Zur Beherrschung der Steuerung und des Reglers benötigen Sie ebenfalls ausreichend Kraft. Man hat auch die Verantwortung für die ganze Lok, hat die Signale auf der rechten Seite im Auge. In jedem Fall ist auf der Dampflok, mehr als anderswo, das Zusammenspiel beider - Lokführer und Heizer - wichtig.

Was ist es für ein Gefühl eine Dampflok zu fahren?

Man kann es nicht dem Beherrschen einer E- oder V-Lok vergleichen. Auf "Dampf" spürt man jede Bewegung. Sie fühlen den allgegenwärtigen Dampf, das Feuer, die Wärme ... das ist ein lebender Organismus, dem sie zuhören müssen, damit sie ihn richtig beherrschen. Es geht auch um das Zusammenspiel mit dem Heizer. Wichtig ist, dass der Lokführer den Heizer nicht mit seinem Fahrstil um die Ecke bringt, er wäre am Schichtende schlecht beraten. Eine Menge Leute hat vor den Dampfmaschinen Angst, aber gleichzeitig bewundern sie sie. Ein Beweis dafür sind die winkenden Kinder und auch Erwachsenen auf den Bahnhöfen und entlang der Strecke bei den Dampffahrten. Ich habe auch Respekt vor der Dampflok. Ich glaube jedoch, wenn alle in der Truppe ihre Arbeit gut machen, kann nichts passieren.


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Grüße vom

Prellbock
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  • Dampfrentner, Get the balance right!, Jens Klose, jm f
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