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Henschel- und Škoda-Power in Bulgarien 2022 - Teil 5 (m. 22. B.) - Druckversion

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Henschel- und Škoda-Power in Bulgarien 2022 - Teil 5 (m. 22. B.) - RRo - 17.04.2023

Hallo in die Runde,

nach längerer - auch krankheitsbedingter - Unterbrechung möchte ich mit dem fünften Teil der Bulgarien-Tour fortfahren.

Sonntag, 11.09.2022

Vorletzter Tag an der Rhodopenbahn. Der Morgen zeigte sich wolkenlos, so dass mit dem frühen Zug nach Septemvri ein Motiv in zu suchen war. Da um Yakoruda bereits alles eingetütet war, verblieb der Haltepunkt Yakoruda mineralna banya, der eigentlich nur aus übereinander geschichteten Holzschwellen besteht und von der Länge auch nur für einen Dreiwagen-Zug geeignet ist :

[Bild: dsc_0883uze06.jpg]
75 006 mit ПВ 16102 Dobrinishte - Septemvri in Yakorudska mineralna banya, 11.09.2022

So in etwa ab dem Haltepunkt Yakoruda mineralna banya zeigte sich die Strecke zum ersten Mal im (richtigen) Sonnenlicht. Als weiteres Highlight vorgemerkt war eine weitere Einstellung des Bahnhofes Avramovo am Scheitelpunkt der Strecke, dieses Mal erhöht von Osten aus gesehen mit dem Rilen-Gebirge im Hintergrund :

[Bild: dsc_0898jsd6o.jpg]
75 006 mit ПВ 16102 Dobrinishte - Septemvri in Avramovo, 11.09.2022

Meinen Berechnungen zufolge sollte ich es schaffen über den halben Pass bis Sveta Petka hoch und von dort die Staubpiste nach Tsvetino hinunter zu fahren. Denn dort hatte ich bei der Fahrt am gestrigen Tag aus dem Wald heraus einen schönen Blick auf den einsam im Ablanitsatal gelegenen Bahnhof entdeckt. Ich musste mich zwar mächtig strecken, aber es gelang :

[Bild: dsc_090877dnh.jpg]
75 006 mit ПВ 16102 Dobrinishte - Septemvri in Tsvetino, 11.09.2022

Nun nutzte ich mal die neu geteerte Verbindung von Ablanitsa nach Velingrad, denn man kann ohne große Eile nun den Zug überholen und ich konnte das schief gegangene Motiv vom Donnerstag in der Ortsdurchfahrt Velingrad wiederholen :

[Bild: dsc_0928nzic2.jpg]
75 006 mit ПВ 16102 Dobrinishte - Septemvri zwischen Velingrad Süd und Velingrad, 11.09.2022

Wieder entschloss ich mich in der Ortsdurchfahrt auf den Gegenzug zu warten, was abermals zur Geduldsprobe wurde. Dieser kam eine geschlagene Stunde zu spät und zwischenzeitlich hatten sich zahlreiche Wolken breit gemacht :

[Bild: dsc_0935usdzp.jpg]
75 005 mit БВ 1661 Septemvri - Dobrinishte zwischen Velingrad und Velingrad Süd, 11.09.2022

Vom Zug aus hatte ich am vorgestrigen Tage die Ruinen des Haltepunktes Ostrec entdeckt, der mit dem nächsten Zug aus Dobrinishte gut im Licht liegen würde. Allerdings gestaltete sich die Zuwegung schwieriger als gedacht. Denn die in der Karte vermeintlich als Überbrückung des Flusses Ablanitsa ausgemachte Stelle entpuppte sich als Furt durch den Fluss, die ich aber für meinen Wagen als zu tief und sandig empfand. Kurzentschlossen wechselte ich die Schuhe und watete durch den Fluss, um dann doch auf einen wieder verspäteten Zug warten zu müssen, einem Wolkenschaden entging ich nur knapp :

[Bild: dsc_09420gc3z.jpg]
75 004 mit ПВ 16104 Dobrinishte - Septemvri in Ostrec, 11.09.2022

Eine dazugehörige Ortschaft Ostrec war im Übrigen beim besten Willen nicht auszumachen.

Den nächsten entgegenkommenden Zug wollte ich wieder westlich des Passes abwarten, wobei das Wort "Abwarten" schon wörtlich genommen werden kann, denn es dauerte über drei Stunden bis dieser in Yakoruda auftauchte, und da hatte er nur 15 Minuten Verspätung. Ich postierte mich am südlichen Einfahrsignal unter den Augen eines direkten Anwohners. Dessen Ansprache war aufgrund von Verständigungsproblemen schnell erledigt, er belästigte dann lieber seine Nachbarin, die ihre Anpflanzungen nicht aus den Augen ließ. Dabei war ihre Maispflanze deutlich zu hoch gewachsen und hätte eigentlich einer kleinen Höhenkorrektur bedurft um nicht in das Motiv zu ragen. Die Leiter hätte es auch gerichtet, aber da das Motiv zu 90% von Wolken verdunkelt war, verzichtete ich auf diese Mühe. Unverhofft aber kam im rechten Moment die gleißende Sonne hervor und sorgte für ein Entzücken, trotz des Maisgefledders :

[Bild: dsc_09555gd7y.jpg]
75 006 mit ПВ 16105 Septemvri - Dobrinishte zwischen Yakoruda und Yakorudska mineralna banya, 11.09.2022

Da ich strategisch gut stand konnte ich den Zug bis Yurukovo leicht überholen und oberhalb der Haltestelle mit Ortsblick auf ihn warten. Fast hätte die Lok auch in die Lücke gepasst :

[Bild: dsc_0963l8f7x.jpg]
75 006 mit ПВ 16105 Septemvri - Dobrinishte in Yurukovo, 11.09.2022

Nach Süden hin war die Bewölkung lockerer, so dass auch die Einfahrt in Belitsa klappte :

[Bild: dsc_09804rckf.jpg]
75 006 mit ПВ 16105 Septemvri - Dobrinishte in Belitsa, 11.09.2022

Zu guter Letzt konnten auch noch die letzten beiden Wunschmotive auf meiner Liste auf diesem Streckenabschnitt in dieser Lichtlage abgehakt werden :

[Bild: dsc_09884seb9.jpg]
75 006 mit ПВ 16105 Septemvri - Dobrinishte zwischen General Kovachev und Guliyna banya, 11.09.2022

[Bild: dsc_1000lqe7p.jpg]
75 006 mit ПВ 16105 Septemvri - Dobrinishte zwischen Guliyna banya und Razlog, 11.09.2022

Danach fuhr der Zug nur noch im Gegenlicht, vor allem war aber hier am Rande des Pirin-Gebirges auch Licht aus. Ich hätte gerne noch im Endbahnhof Dobrinishte  ein Bild angefertigt und wartete bis kurz vor Abfahrt der Rückfahrt nach Septemvri, aber es tat sich leider keine Wolkenlücke auf. Dennoch war das Treiben auf dem Endbahnhof schön anzusehen. Ich fuhr kurz voraus in der Hoffnung, dass in Bansko noch was geht, denn da hatte ich noch ein paar Ideen, aber auch hier lag alles hoffnungslos im Schatten. Der Blick Richtung Razlog ließ aber Hoffnung aufkeimen, irgendwie sah es dort nach Licht aus, also los, und tatsächlich gab es Wolkenlücken am Horizont. Es war zwar eine Zitterpartie, aber es gelang ein gebührender Tagesabschluss :

[Bild: dsc_1016-20iffm.jpg]
75 006 mit ПВ 16108 Dobrinishte - Septemvri in Razlog, 11.09.2022

Nachdem ich mir schon vorgenommen hatte, den letzten Abend in meiner Stammkneipe zu verbringen, wollte ich heute abend noch einmal ein anderes Lokal probieren und wählte die Mehana "Baj Koce". Dort gab´s als Vorspeise Würstchen nach Bansko Art mit viiiiel Knoblauch :

[Bild: 20220911_202743asdjo.jpg]

Den obligatorischen Lammteller erspare ich euch, denn es soll ja Leute geben, die dann Hunger bekommen ...  Big Grin  Essen

Montag, 12.09.2022

Nun stand der letzte Tag an der Rhodopenbahn an. Leider war die Wetterprognose nicht sehr positiv. Früh hielten sich auch die Wolken vom Vortag noch am Gebirgsrand, so dass erst mal nichts ging. Ich spekulierte darauf, dass ich das Standbild des KПВ 16230 Razlog - Dobrinishte vielleicht noch mit voller Sonne bekommen würde, denn entweder hatte ich hier Nebel oder ich war mit dem vorhergehenden Zug schon anderweitig zu Gange. Ich wartete einfach im Bahnhof ob sich eine Wolkenlücke auftun würde, was dann kurz vor Abfahrt auch der Fall war, aber leider war der Hintergrund noch abgeschattet und die Berge in Wolken gehüllt :

[Bild: dsc_1027emc4p.jpg]
75 006 mit KПВ 16230 Razlog - Dobrinishte in Razlog, 12.09.2022

Richtung Norden war es deutlich sonniger und für die Fahrt von Dobrinishte nach Septemvri hatte ich noch ein Viadukt bei Guliyna banya auf dem Notizzettel. Für dieses Motiv gab es leider keinen Zug, der dort Seitenlicht gehabt hätte, so dass ich hier die Schattenseite in Kauf nehmen musste. Dafür erklomm ich den Berg so hoch wie es ging, so dass der Seitenschatten erträglicher wurde, da sich dann die Dachpartien des Zuges etwas in den Vordergrund drängten. Außerdem kommt auch das Pirin-Gebirge im Hintergrund so besser zur Geltung :

[Bild: dsc_1045-3nqdh7.jpg]
75 006 mit ПВ 16104 Dobrinishte - Septemvri zwischen Guliyna Banya und General Kovachev, 12.09.2022

Gegebenenfalls müsste man es mit dem ПВ 16102 um die Sommersonnwende herum versuchen, der hätte theoretisch Seitenlicht, aber wahrscheinlich ist das Motiv um 7.00 Uhr früh noch verschattet.

Nach diesem Bild wolkte es wie wild auf und meine vierte Einstellung auf den Scheitelpunkt-Bahnhof Avramovo - dieses Mal vom dazugehörigen Dorf herunter - geriet zum ersten großen Ärgernis des Tages, denn genau über´m Zug lag Schatten, obwohl es Sekunden vorher noch augeleuchtet war :

[Bild: dsc_1070gsiqy.jpg]
75 006 mit ПВ 16104 Dobrinishte - Septemvri in Avramovo, 12.09.2022

Danach war erwartungsgemäß Licht aus und für diesen Fall nahm ich mir vor, von Sveta Petka zum selbigen Haltepunkt hinunter zu wandern. In der Vorbereitung auf die Tour hatte ich ja nur abenteuerliches über die Zuwegung gelesen, so dass ich mich nicht traute mit dem Auto runter zu fahren. Letztendlich ist der Weg zwar nicht anspruchslos, aber mit einem etwas hochbeinigen Allrad meiner Meinung nach kein Problem. Das einzige was gefährlich sein könnte, sind die wild rumlaufenden Rindviehcher, die hie und da wie aus dem Nichts aus dem Wald auftauchen (so wild sind sie natürlich auch nicht, irgendeiner scheucht sie schon rum, aber unter Kontrolle hat er sie halt nicht). Aber egal, ich hatte ja unendlich Zeit und die Wanderung war sehr schön. Am Haltepunkt Sveta Petka war ich entgegen meiner vorhergehenden Annahme auch nicht alleine, zahlreiche der vorgenannten Tierchen grasten hier herum.

[Bild: dsc_1084ewfr8.jpg]
Sveta Petka, 12.09.2022

Gottlob kümmerten Sie sich nicht um mich. Leider hatten sie sich aus dem Motiv gegrast, bevor der Zug kam. Dann das zweite große Ärgernis. Ich postierte mich auf der potentiellen Schattenseite, aber es war ja alles schattig, also egal. So hätte ich den Zug in der Innenkurve am Haltepunkt gehabt. Als der Zug kam, kam auch urplötzlich die Sonne raus und ich hielt voll ins Gegenlicht mit der Kamera. Also wechselte ich überhastet auf die andere Gleisseite, sah schön aus mit dem Streiflicht, aber als ich auslöste war die Sonne plötzlich nahezu wieder weg  Angry , da hätte ich gleich am favorisierten Standpunkt bleiben können :

[Bild: dsc_1089qfeld.jpg]
75 004 mit ПВ 16105 Septemvri - Dobrinishte in Sveta Petka, 12.09.2022

Da ich ja nun schon bei "schwierigen Motiven" war, sollte jetzt auch noch das Einfahrsignal am Tunnelportal von Avramovo dran glauben. Sonne war war hier auch nicht erforderlich und Zeit hatte ich ja immer noch genug. Einen Weg dorthin gibt es ja nicht, also einfach gefühlsmäßig sich durch´s Dickicht schlagen. Ich parkte den Wagen an einer Weggabelung, die genau über dem Tunnel lag. In Richtung des Tunnelportals fand ich dann aber schon einen Trampelpfad, der jedoch im Wald  endet, aber man sieht die Strecke schon, so dass man sich orientieren kann. Es folgte aber der schwierigste Part, durch das Gestrüpp hinunter und immer die Strecke im Blick halten, dass man nicht abdriftet. War nicht einfach, vor allem ganz unten auch noch Wasser, das zu umschiffen war. Einige Male bin ich auf dem Hosenboden gelandet, ich wollte gar nicht daran denken, dass ich wieder hoch musste. Das Warten auf den Zug war auch nicht ohne, da alles voller Mücken war. Trotz der warmen Temperaturen musste ich auch noch die Jacke anziehen, aber letztendlich war das Bild dann irgendwann im Kasten :

[Bild: dsc_1112vsex7.jpg]
75 005 mit БВ 1662 Dobrinishte - Septemvri zwischen Avramovo und Stoyan Mitov, 12.09.2022

Etwas erschöpft fuhr ich zurück nach Bansko um festzustellen, dass sich die Bewölkung etwas auflockerte. Sollte noch was gehen am letzten Abend in Bansko ? Für den Abendzug waren ja noch einige Motive offen. Und tatsächlich klappte es mit Wasserkran und der alten Lokhalle, man muss auch mal Glück haben :

[Bild: dsc_1128rben5.jpg]
75 004 mit ПВ 16108 Dobrinishte - Septemvri in Bansko, 12.09.2022

In meinem Übermut dachte ich nun spontan, da könnte sich auch die Ausfahrt noch ausgehen. Die Einstellung mit dem Wasserturm hatte es mir noch angetan, also nahm ich beide Beine unter die Arme und spurtete in Richtung westliches Stellwerk, das dann auch noch mit auf´s Bild passte :

[Bild: dsc_1134kbfmj.jpg]
75 004 mit ПВ 16108 Dobrinishte - Septemvri in Bansko, 12.09.2022

Der Tag war mehr als gerettet und ich konnte das Thema Rhodopenbahn vorerst abhaken. Es gibt trotzdem noch vieles zu entdecken und ich werde sicher wieder kommen, eine tolle Sache. Ich holte mir erst mal ein Bier in einem der kleinen Märkte, das ich auf meinem Balkon in der Pension genoss und stattete dann meiner Stammkneipe einen letzten Besuch ab. Es sollte sich herausstellen, dass die Wirtsleute auch den vorletzten Abend geöffnet hätten, bevor sie in Urlaub an die Schwarzmeerküste zu einer ihrer Töchter fahren würden. Kraft tanken, bevor die Winter-Saison beginnt. Alles bestens getimet also, nach dem üblichen Vorspeisengeplänkel genehmigte ich mir einen üppigen Grillteller mit Hühnchen, Rakia inklusive  Essen  :

[Bild: 20220912_200108g2iur.jpg]

Es gesellte sich noch eine größere Runde Ukrainer dazu, was zu einer geselligen Unterhaltung zwischen Wirtin und Gästen führte (sprachlich scheint es nicht so viel Unterschied zu geben), Rakia war dann glaub ich leer  Prost

Ein wunderbarer Abschluss. Am nächsten Morgen plante ich umzusetzen in die Iskar-Schlucht nördlich von Sofia, da ich nicht nach Hause fahren wollte, ohne ein paar mehr schöne Plechač-Bilder anzufertigen. Ich wusste nicht, ob diese formschönen Lokomotiven dort überhaupt noch zahlreich anzutreffen waren, denn etwas aktuelles fand ich nicht im Netz. Also einfach hin und gucken. Das Wetter sollte ideal zum Umsetzen sein, mehr Wolken als Sonne.

Hiervon sollen aber dann die nächsten beiden Teile erzählen. Bis dahin eine gute Zeit,

Robert